Amerikas

Aufbruch in Zentralamerika

Caracas vertieft Zusammenarbeit mit Guatemala, Honduras und Nicaragua

aufbruch-zentralam.jpg

Aufbruch in Zentralamerika
Daniel Ortega, Hugo Chávez, Manuel Zelaya und Panamas Präsident Martín Torrijos (v.l.n.r.) im Juli vergangenen Jahres

Guatemala-Stadt/ Tegucigalpa/ Managua. Venezuelas Präsident Hugo Chávez hat auf einer Rundreise durch Zentralamerika die Zusammenarbeit mit den Staaten dieser lateinamerikanischen Region vertieft. Nachdem er der Amtsübernahme des neuen guatemaltekischen Präsidenten Álvaro Colom beiwohnte, kam er Mitte der Woche in Honduras und Nicaragua mit seinen Amtskollegen Manuel Zelaya und Daniel Ortega zusammen. Im Zentrum der Gespräche stand eine engere Zusammenarbeit in der Energiepolitik.

Sowohl Nicaragua als auch Honduras sind Mitglieder in dem energiepolitischen Bündnis Petrocaribe. Der Verbund aus 16 lateinamerikanischen und karibischen Staaten wurde im Juni 2005 auf Initiative von Venezuela gegründet und hat zum Ziel, die Energiesicherheit in der Region zu stärken. Venezuela liefert dazu Erdöl zu Vorzugspreisen an die Mitgliedsstaaten, zudem wird die petrochemische Industrie gestärkt.

Petrocaribe ist Teil der Bolivarischen Alternative für Amerika. Dieses politische und wirtschaftliche Bündnis war auf Bestreben von Venezuela und Kuba Anfang 2005 als Gegenentwurf zu dem US-dominierten Freihandelsabkommen ALCA gegründet worden und folgt dem Konzept eines "solidarischen Handels".

Gegenüber Chávez zeigte sich der neue sozialdemokratische Staatschef Guatemalas nun bereit, sein Land in Petrocaribe einzugliedern. Auch der Präsident von Honduras begrüßte die Initiative. Honduras habe zwei Möglichkeiten, sagte Zelaya auf einer Pressekonferenz mit Chávez in der Hauptstadt Tegucigalpa: "Entweder wir wälzen die Energiekosten auf die Bevölkerung ab und beeinträchtigen damit auch die Wirtschaft, oder wir machen uns auf die Suche nach Alternativen. Und die beste Alternative ist in unseren Augen Petrocaribe".

Der Effekt dieser Zusammenarbeit wurde in Nicaragua bereits deutlich. Durch die Programme von Petrocaribe konnten dort Ende vergangenen Jahres Versorgungslücken geschlossen werden, unter denen das Land historisch zu leiden hatte. In manchen Regionen des mittelamerikanischen Landes war es mitunter zu tagelangen Stormausfällen gekommen. Die Engpässe konnten unter anderem mit Hilfe von Großgeneratoren geschlossen werden. Sie werden in Kuba hergestellt und mit venezolanischem Treibstoff betrieben.

Nach seiner dreitägigen Reise sprach Chávez auch den politischen Umbruch in Zentralamerika an. Jahrelang waren diese Staaten von US-nahen und rechtsgerichteten Regimes beherrscht worden. Nun wehe "der Wind der Veränderung" durch Zentralamerika. Einen Beleg für den Politikwechsel sah Chávez unter anderem in der Wahl Coloms. Der Sozialdemokrat habe in seiner Antrittsrede deutlich auf die Armen Bezug genommen, "und nicht auf die Oligarchien". Auch in Nicaragua "sehen wir den Fortschritt des sandinistischen Projektes, das im Herzen der Bevölkerung wieder erstarkt", so Chávez.

Neben Nicaragua ist nun Guatemala von einer gemäßigt linken Staatsführung regiert. In Mexiko blieb der soziademokratischen Partei der Demokratischen Revolutionen ein Wahlsieg bei den vergangenen beiden Abstimmungen nur knapp (und mutmaßlich durch Manipulation) verwehrt. Und in El Salvador stehen im kommenden Jahr Wahlen an. Dort hat die linke FMLN, die politische Nachfolgeorganisation der marxistischen Guerilla, Aussichten auf einen Sieg.


Quellen u.a.: Agencia Bolivariana de Noticias