Venezuela

Der Inflation den Kampf angesagt

Venezolanische Regierung gibt Währungspolitik höchste Priorität: Halbierung der Inflation angestrebt. Überwindung von Versorgungsproblemen im Mittelpunkt

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Der Inflation den Kampf angesagt
hat ehrgeizige Ziele: der neue Finanzminster Isea

Caracas. Die Teuerungsrate in Venezuela soll von 22,5% im Jahr 2007 auf 11% in 2008 reduziert werden. Dieses ehrgeizige Ziel hat der neue venezolanische Finanzminister Rafael Isea am Montag (Ortszeit) angekündigt und das Erreichen dieses Ziels als wichtigste Aufgabe seines Ressorts bezeichnet. Die Verringerung der Inflation solle ohne Kürzungen bei den Sozialleistungen erreicht werden.

Als eines der wichtigsten Mittel gegen die Preissteigerung bezeichnete der Minister an seinem ersten Arbeitstag die Bekämpfung von Versorgungsproblemen bei einigen Nahrungsmitteln. In den vergangenen Monaten war es aufgrund von erhöhter Nachfrage zu Engpässen bei Milch, Bohnen und Hühnerfleisch gekommen. Der gestiegene Lebensstandard vieler Venezolaner durch den Wirtschaftsaufschwung sei einer der Gründe, sowie fehlende Produktionskapazitäten, führte Isea an. Hersteller seien nicht in der Lage gewesen die Kapazitäten kurzfristig auszubauen und die gestiegene Nachfrage zu befriedigen. Eine möglicherweise absichtliche Verknappung des Lebensmittelangebotes aus politischen Gründen, was die Regierung der Privatwirtschaft schon des Öfteren verwarf, sprach er diesmal nicht an.

Doch Vertrauen in die Unternehmer die Probleme zu lösen scheint die Regierung nicht zu haben: Präsident Hugo Chávez hat nun größere Anstrengungen des Staates im Nahrungsmittel-Sektor angekündigt. Der staatliche Ölkonzern PDVSA werde ein Subunternehmen zur Steigerung von Produktion und Handel im Agrarsektor gründen. Das neue Unternehmen werde PDVAL heißen und die bisherigen Programme der Regierung, wie die subventionierte Supermarktkette Mercal, ergänzen. Damit soll auch die Importabhängigkeit reduziert werden. Venezuela importiert immer noch 70% seines Nahrungsmittelbedarfes. Eine Abwertung der Landeswährung Bolívar komme deshalb nicht in Frage, so der neue Finanzminister Isea, da sie dann eher negative Auswirkungen auf die Teuerungsrate habe, als sie zu verringern.

Milchpreis wieder liberalisiert

Anfang Dezember gab die Regierung bereits eine Änderung ihrer Preispoltik aufgrund der Versorgungsengpässe bekannt: die Preiskontrolle bei H-Milch wurde aufgehoben, eine der wichtigsten Forderungen der Privatwirtschaft. Weitere "Flexibilierung der Preiskontrollen", die seit 2003 gelten, schloss der Vorgänger von Isea im Amt des Finanzministers, Rodrigo Cabezas, schon damals nicht aus, was zu geradezu euphorischen Reaktionen der Unternehmerverbände führte.

Die privaten Hersteller hatten die Regierung fortwährend unter Druck gesetzt: statt Milch auszuliefern, steigerten sie die Herstellung von Weiterverarbeitungsprodukten wie Joghurt, die dadurch im Überfluss angeboten wurden. Diese unterliegen keiner Preisregulierung. Die vollzogene Liberalisierung kann allerdings wiederum negative Auswirkungen auf die Teuerungsrate haben, daher könnte die angekündigte Ausweitung des Engagements des Staates im Nahrungsmittel-Sektor die Maßnahme mit größerer Erfolgsaussicht im Kampf gegen die Angebotsknappheit und damit die Inflation sein.

Mit einem Wirtschaftswachstum von 8,4% des Bruttoinlandsproduktes in 2007 wächst die venezolanische Ökonomie nun das vierte Jahr in Folge. Dies ist die längste Wachstumsperiode in der neueren Geschichte des Landes. Die daraus folgende erhöhte Geldmenge im Wirtschaftskreislauf treibt die Nachfrage. Durch die fehlende Erweiterung des Angebotes führt dies zu steigenden Preisen.


Quellen: