Venezuela

Human Rights Watch attackiert Venezuela

Die Menschenrechtsorganisation verlangt von Caracas die Offenlegung ihrer Kontakte zur FARC

Caracas. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) forderte am Dienstag (3.6.2008) die venezolanische Regierung auf, ihre Kontakte zur linken Guerrilla "Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens" (FARC) offenzulegen. Die Forderung erfolgt nach der Veröffentlichung von Emails, die die kolumbianischen Sicherheitsbehörden auf dem Laptop des FARC-Kommandanten Raúl Reyes gefunden haben wollen. "Die Emails werfen schwerwiegende Fragen über die Beziehungen zwischen der Regierung Venezuelas und den FARC auf, die ernster Antworten bedürfen", sagte der Lateinamerika-Vertreter von HRW, José Miguel Vivanco, gegenüber der französischen Presseagentur AFP.

"Zumindest scheint es, dass die Guerrilla-Chefs, die schwere Übergriffe begingen, glaubten, dass sie auf die Unterstützung der venezolanischen Regierung zählten", fuhr Vivanco weiter fort. Der Menschenrechtsvertreter hält es für unvertretbar, dass eine Regierung eine Guerrilla-Organisation wie die FARC unterstützt. Trotz dieser eindeutigen Aussagen, glaubt Vivanco aber dann doch nicht ganz dem Wahrheitsgehalt der Mails. Einschränkend fügt er hinzu: "Wenn der Inhalt der Emails tatsächlich wahr sein sollte, zeigt er, dass die FARC bereit waren, noch viel mehr als nur rhetorische Unterstützung von der Regierung Chávez zu erhalten." Die Kritik von HRW ist nicht neu. Bereits 2004 bezog die Organisation einseitig Position zugunsten der anti-chavistischen Opposition.

Die kolumbianische Regierung kam am 1. März in den Besitz jener Computer, die angeblich Reyes gehörten, als sie völkerrechtswidrig eine Kommandoaktion auf ecuadorianischem Territorium gegen die FARC durchführte. Bei dem Überfall wurden Reyes und etwa 20 weitere Menschen ermordet. Seitdem behauptet Bogotá, die Nachbarländer Ecuador und Venezuela würden die FARC unterstützen. Die Echtheit und Beweiskraft der Computerdateien sind umstritten.