Caracas. Auf seiner heutigen Pressekonferenz in Brasilia kündigte Venezuelas Energieminister Rafael Ramírez an, er werde bei der Tagung der Organisation Erdölexportierender Länder (OPEC) am kommenden Sonntag in Wien die Reduzierung der Ölförderung um eine Million Barrel beantragen. Der Minister ist gleichzeitig Vorsitzender des staatlichen Ölkonzerns PDVSA.
Venezuela ist der fünftgrößte Erdölproduzent der Welt. Haupteinnahmequelle des Staates sind die Gewinne aus dem internationalen Ölgeschäft. Etwa 80 Prozent des Tagesproduktion geht in die USA. Durch den Preisverfall des schwarzen Goldes als Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise in den Vereinigten Staaten und in der EU sind die Einnahmen aus dem Ölgeschäft drastisch zurückgegangen. Ramírez erklärte die Nachfrage nach Öl sei in den letzten Monaten um 500000 Barrel pro Tag gesunken, gleichzeitig hätte sich der Lagerbestand von 315 Milliarden Faß Öl auf 350 Milliarden Barrel erhöht. Den Rückgang bezeichnete der Minister als "besorgniserregend".
Angesichts der geringeren Einnähmen aus dem Ölgeschäft hat die Regierung von Präsident Hugo Chávez zum Jahresbeginn einen entsprechenden Sparkurs beschlossen. Der Ölpreis liegt zurzeit etwa 10 US-Dollar unter dem errechneten Jahresmittel. Die Differenz kann die Exekutive in Caracas mit ihren internationalen Devisen ausgleichen. Aber diese Maßnahme wird sich maximal auf ein bis anderthalb Jahre anwenden lassen. So weit möchte es die Regierung Chávez aber nicht kommen lassen und sucht daher nach Mitteln und Wegen, damit der Barrelpreis wieder steigt. Ramírez' Ankündigung sorgte am Montag dafür, dass der Preis für ein Barrel (159 Liter) texanisches Öl um 11 Prozent auf 47,03 US-Dollar kletterte.
Das ist auch im Interesse der übrigen OPEC-Staaten und der Energiekonzerne des Nordens. Diese sind auch an höheren Einnahmen interessiert, weil sich sonst weder die Raffinerien ausbauen noch neue Ölquellen erschliessen lassen. Daher wird die Diskussion über einen höheren Ölpreis durch die Reduzierung der Produktion der wichtigste Punkt bei der OPEC-Tagung sein. Die letzte Kürzung der Ölproduktion erfolgte in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres. 2008 wurde die Tagesförderung um 4,2 Millionen Faß auf 25 Millionen reduziert.