San José. Eine Gruppe von Abgeordneten, Mitgliedern von Frauenorganisationen, Familienangehörige von Femizidopfern und Unternehmensvertreter:innen hat eine Kampagne vorgestellt, um Frauen in Costa Rica besser vor Gewalt zu schützen. Insgesamt zwölf Gesetzesprojekte sollen eine bessere Prävention, Strafbarkeit und Aufklärung von Gewalt gegen Frauen bewirken.
Die Kampagne namens "Letras de Lucha" (Buchstaben des Kampfes) ist am 8. August im costa-ricanischen Parlament vorgestellt worden. Ihre Koordination hat die Abgeordnete Monserrat Ruiz von der PLN (Partido Liberación Nacional), die sich in der Opposition befindet und zugleich die größte Parlamentsfraktion stellt, übernommen. Entwickelt wurde die Kampagne von der Werbeagentur Garnier BBDO.
"Letras de Lucha soll sensibilisieren, humanisieren und Druck ausüben", erklärte Ruiz. "Diese zwölf Gesetzesprojekte bilden eine Sicherheitsagenda für Frauen, die von mehreren Abgeordneten erstellt wurde", führte sie aus. Die Gesetzesvorschläge behandeln drei Hauptthemen: Sicherheit für Frauen, wirtschaftliche Stärkung und Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt.
Die an der Vorstellung der fraktionsübergreifenden Kampagne beteiligten Abgeordneten wiesen auf die Untätigkeit und die fehlende Aufmerksamkeit der Regierung hin. Am 17. Juni hatte das costa-ricanische Parlament eine "Epidemie von Gewalt gegen Frauen" im Land erklärt. Daten, die die Initiator:innen der Kampagne "Letras de Lucha" vorgelegt haben, zeigen, dass zwischen 2007 und 2022 in Costa Rica 417 Femizide registriert wurden. Im Jahr 2023 wurden 18 Fälle gemeldet, und im Jahr 2024 sind es bereits 24. Außerdem werden täglich etwa 132 Anträge auf Schutzmaßnahmen wegen geschlechtsspezifischer Gewalt gestellt.
Luz Mary Alpízar von der PPSD (Partido Progreso Social Democrático), der Partei von Präsident Rodrigo Chaves, richtete kritische Worte an die eigenen Reihen: "In drei Monaten außerordentlicher Sitzungen hat die Exekutive kein einziges der vorgelegten Themenprojekte an die Frauenkommission oder die Menschenrechtskommission weitergeleitet". Der Aufruf der "Letras de Lucha" richte sich nun an alle Fraktionsführungen und fordere zum Handeln auf. Die fehlende Aufmerksamkeit, die die Regierung für die Sicherheit der Frauen gezeigt habe, zwinge die Gruppe Parlamentarier:innen jetzt dazu, "ein Medium zu finden, das nicht unbeachtet bleibt, eines, das ein Gefühl der Dringlichkeit hervorruft und der Notwendigkeit, die Stimme für diejenigen zu erheben, die nicht mehr da sind", fügte Monserrat Ruiz hinzu.
Für die Kampagne wurden persönliche Notizen, Einkaufslisten und Briefe analysiert, die einige der Opfer von Femiziden an ihre Angehörigen geschrieben hatten. Die Handschriften wurden digitalisiert und die Abgeordneten stellten die Gesetzesvorschläge in den rekonstruierten Schriftzügen der ermordeten Frauen vor. Von der Website der Kampagne aus können Petitionen an Abgeordnete ebenfalls in diesen Handschriften verschickt werden.