Finanzielle Emanzipation Südamerikas schreitet voran

Venezuela und Ecuador bauen neue Finanzstruktur weiter aus

Quito, Caracas. Am Samstag gab Venezuelas Präsident Hugo Chávez weitere Details über den Ausbau einer neuen südamerikanischen Finanzstruktur bekannt. "Wir dürfen nicht darauf warten, dass der Norden sich ändert oder dass er entscheidet, die internationale Finanzstruktur zu ändern", sagte der Comandante der Bolivarianischen Revolution bei seinem Staatsbesuch in Ecuador, wo er mit seinem Amtskollegen Rafael Correa das Thema eingehend besprach.

Auf der gemeinsamen Pressekonferenz erinnerte Chávez, dass nicht nur China und Russland daran denken, eine neuer internationale Leitwährung einzuführen, "um uns der Diktatur des Dollars zu entledigen". Das Staatsoberhaupt zeigte sich zuversichtlich, dass dieses Ziel trotz des Widerstandes aus den USA erreicht würde. Correa fügte hinzu: "Wir wissen, dass der Norden nicht dieselben Interessen hat wie wir und wir wissen auch, dass selbst wenn er sie hätte, er uns links liegen liesse, sobald er seine Meinung ändert, so wie er das schon bei anderen Gelegenheiten gemacht hat."

Ein Meilenstein auf dem Weg Südamerikas zur finanziellen Emanzipation ist die Gründung des Banco del Sur, der Bank des Südens. Laut Chávez fehlt jetzt nur noch, dass die Mitgliedsstaaten ihre Einlagen überweisen, damit dieses Geldinstitut arbeiten kann. Neben dieser wichtigen Säule haben Ecuador und Venezuela die südamerikanischen Finanzarchitekur weiter ausgebaut: Beide Länder schlossen ein bilaterales Abkommen, um ein Institut zu gründen, das hilft, trotz unterschiedlicher Währungen Kompensationgeschäfte zu ermöglichen. Des Weiteren haben Quito und Caracas einen bilateralen Entwicklungsfonds ins Leben gerufen, den Venezuela mit 50 Millionen US-Dollar und Ecuador mit 20 Millionen US-Dollar ausstatten wird. Quito steht vor dem wirtschaftlichen wie politischen Problem, den US-Dollar als nationale Währung aufzugeben.

Zwischen den Mitgliedern des Banco de Sur gilt der Sucre als einheitliche Währung für Warengeschäfte. In absehbarer Zeit soll aus ihm eine südamerikanische Einheitswährung nach dem Vorbild des Euro werden, unterstrich Correa.

Chávez ergänzte, dass die gerade verstaatlichte Banco de Venezuela Teil dieser neuen südamerikanischen Finanzstruktur werden wird. Für die Übernahme bezahlt Caracas dem spanischen Banco de Santander 1,05 Milliarden US-Dollar (750 Mio. Euro). Der Vertrag wurde am Freitag besiegelt. Am Montag wird der bolivarianische Comandante zum turnusmäßigen Quartalstreffen nach Brasilien reisen. Mit seinem brasilianischen Amtskollegen Inazio "Lula" da Silva will Chávez über die Bildung eines strategischen Fonds beider Staaten sprechen.