Venezuela

Für die Einheit der Arbeiter

Neugründung der Unión Nacional de Trabajadores in Venezuela konkretisiert sich. Aufruf zu internationaler Solidarität mit der Bolivarischen Revolution

Caracas. Venezuelas bedeutendster Gewerkschaftsbund Unión Nacional de Trabajadores (UNETE) hat am vergangenen Wochenende die zweite Sitzung seines Außerordentlichen Kongresses zur Neugründung der Organisation abgehalten. Vier wichtige Gewerkschaftsströmungen hatten sich hinter die Forderung nach einer schnellen Neugründung gestellt: Marea Socialista (Sozialistische Strömung), die Bolivarischen Pädagogen (die auch andere Branchen organisieren) und das Arbeiterkollektiv in Revolution (CTR), die alle mit der Vereinten Sozialistischen Partei Venezuelas (PSUV) in Verbindung stehen, sowie die Klassenströmung Cruz Villegas, die der Kommunistischen Partei Venezuelas (PCV) nahe steht.

Mehrere hundert Gewerkschaftsvertreter aus dem ganzen Land und den verschiedensten Branchen versammelten sich im Gewerkschaftshaus in Venezuelas Hauptstadt Caracas. Nach Stunden der Beratungen und Debatten beschlossen die Kongressteilnehmer eine neue Satzung und einen Zeitplan für die ersten landesweiten Vorstandswahlen in der Geschichte der Organisation. Die Abstimmung soll im Juli stattfinden. Des Weiteren einigten sich die Gewerkschaften des öffentlichen Sektors darauf, einen Nationalrat von SprecherInnen zu wählen, der mit der Regierung den öffentlichen Sektor betreffende Themen erörtern solle.

Ebenso wurde eine Reihe von Beschlüssen verabschiedet, darunter ein Antrag zur Solidarisierung mit dem seit mehr als einem Jahr andauernden Kampf der Mitsubishi-Arbeiter. Diese fordern, dass die Arbeitsministerin Maria Christina Iglesias den illegalen Entlassungen in dem venezolanischen Automobilwerk des japanischen Unternehmens ein Ende setzt und 170 Arbeiter wiedereingestellt werden, darunter 11 Arbeiter aus dem Vorstand der Gewerkschaft SINGETRAM.

Auch ein Antrag zur "bedingungslosen Unterstützung und Solidarität" mit den Arbeitern der Gewerkschaft des Universitätskrankenhauses Caracas (SUNTRA-HUC) wurde angenommen. Ende vergangener Woche waren SUNTRA-HUC Mitglieder von Kollegen aus dem traditionellen Gewerkschaftsverband CTV attackiert worden.

Im Mittelpunkt der Konferenz stand die Notwendigkeit, die Arbeiterbewegung in Venezuelas so genannter Bolivarischer Revolution zu vereinigen. Die Bolivarische Revolution wurde 1999 von Präsident Hugo Chávez ausgerufen und zielt darauf ab, einen "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" aufzubauen.

Marcela Maspero vom CTR eröffnete die Veranstaltung mit einer engagierten Rede. Sie wies darauf hin, dass die Schaffung eines starken und vereinigten Gewerkschaftsbundes notwendig ist, um den Kampf für den Sozialismus zu vertiefen. Dieser Schritt sei ein "harter Schlag für die bürokratischen Sektoren, die diesen revolutionären Prozess aufhalten wollen". Orlando Perez von den Bolivarischen Pädagogen betonte, dass im Sozialismus "die Arbeiter die Produktionsmittel kontrollieren müssen."

In diesem Sinne verwies Stalin Perez Borges von Marea Socialista auf das Beispiel der Arbeiter in der Energiebranche. Angeführt von ihrer Gewerkschaft Fetraelec haben sie nach langwierigem Ringen mit dem Management einen landesweiten Tarifvertrag durchgesetzt und bauen nun die Arbeiterkontrolle aus, um gemeinsam mit der Regierung einen Plan zur Lösung der Probleme im Energiesektor zu entwerfen. Pedro Eusse von der Klassenströmung Cruz Villegas sprach von der Notwendigkeit, eine breite Kampagne aufzubauen um ein neues "revolutionäres Arbeitsgesetz" durchzusetzen.

Auf der Konferenz waren auch Grußworte von Carlos Leavi, Generalsekretär der Argentinischen Arbeiterzentrale (CTA), von Manuel Rodriguez vom Weltgewerkschaftsbund und von Sumara Oliviera Robeino aus der Gewerkschaft der Stadtarbeiter in Belo Horizinte, Brasilien, zu hören, sowie von Vertretern der australischen Gewerkschaften Electrical Trades Union (ETU), Construction, Forestry, Energy & Mining Union (CFMEU) und Australian Manufacturing Workers Union (AMWU). Der Sonntag stand dann ganz im Zeichen der internationalen Solidarität. Zur Stärkung der internationalen Beziehungen hielt die UNETE eine Versammlung mit Gewerkschaftsbewegungen aus anderen Ländern ab. Angesichts zunehmender US-Aggression gegen Venezuela, baten die UNETE-Vertreter die Gewerkschaften weltweit darum, die Solidarität mit der Bolivarischen Revolution auszubauen.

Die UNETE war 2003 gegründet worden, nachdem der traditionelle Gewerkschaftsverband des Landes, der Verband Venezolanischer Arbeiter (CTV), sowohl 2002 an dem gescheiterten Militärputsch gegen die Regierung von Hugo Chávez, als auch an der vom Management angestoßenen Stilllegung der Ölindustrie von Dezember 2002 bis Januar 2003 beteiligt war (in einem weiteren Versuch die Regierung Chávez zu stürzen). Mit dem Beitritt von nahezu 80 Prozent der venezolanischen Gewerkschaften, löste die UNETE den CTV bald als wichtigsten Gewerkschaftsbund ab, war jedoch seit dem gescheiterten Kongress 2006 von internen Machtkämpfen geprägt.


Den englisch-sprachigen Originalbeitrag von venezuelanalysis.com finden Sie hier.