Bolivien / Politik

Morales startet zweite Amtszeit

Boliviens Präsident für weitere fünf Jahre vereidigt. Plurinationaler Staat soll Neoliberalismus beerdigen

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Morales startet zweite Amtszeit
Enge Verbündete: Chávez (r.) schenkt Morales Nachbildung des Schwertes von Befreiungsheld Bolívar

La Paz. Evo Morales hat am Freitag seine zweite Amtszeit als Präsident Boliviens angetreten. An den Feierlichkeiten in der Hauptstadt La Paz nahmen tausende Vertreter der verschiedenen Volkgruppen des Landes sowie Staatsgäste aus aller Welt teil. Bei den Wahlen Anfang Dezember war der 50-jährige Morales mit über 64 Prozent der Stimmen für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt worden. Seine Partei Bewegung zum Sozialismus (MAS) errang zudem in beiden Parlamentskammern die absolute Mehrheit.

Zu Morales nach Bolivien gereist waren unter anderem Venezuelas Präsident Hugo Chávez und seine Amtskollegen Rafael Correa (Ecuador) und Fernando Lugo (Paraguay) sowie die scheidende chilenische Staatschefin Michele Bachelet. Auch der Vorsitzende der europäischen Linksfraktion und Co-Vorsitzende der Partei Die Linke, Lothar Bisky, war unter den Gästen.

Am Abend vor den offiziellen Feierlichkeiten gab es im Andenhochland, etwa 70 Kilometer entfernt von La Paz, zudem die traditionell-andine Amtseinführung für den ersten indigenen Staatschef Südamerikas. Die symbolträchtige Tempelstadt Tiwanaku, gelegen auf 4000 Meter Höhe über dem Meeresspiegel, war wie schon nach Morales' Wahlsieg im Dezember 2005 Schauplatz der von Aymara-Geistlichen angeleiteten religiösen Zeremonie.

"Es gibt einen Präsidenten und zwei Staaten", erklärte Morales in Tiwanaku. "Einen kolonialen Staat, der jetzt geht und einen plurinationalen Staat, der jetzt kommt". Dies schließe die "Abschaffung des Neoliberalismus" ein, versprach Morales. Er hob hervor: "Wir mussten 180 Jahre warten, um Bolivien neu zu gründen, in dem alle originären Völker die gleichen Rechte haben" und spielte damit auf die neue Verfassung Boliviens an. Diese war im Januar 2009 mit großer Mehrheit per Referendum angenommen worden. Eine im Mai 2006 gewählte Verfassungsgebende Versammlung hatte sie zuvor ausgearbeitet.

Trotz enormen Drucks der Tiefland-Oligarchie, Gewalt gegen MAS-Sympathisanten, Terror und Rassismus gegen alles Indigene und die "kommunistische Gefahr" gelang letztlich die mit der neuen Verfassung verbundene institutionelle "Neugründung Boliviens".


Bildquelle: abi.bo