Guatemala / Honduras

Micheletti in Guatemala unerwünscht

Kurzfristig gegründete Protestbewegung verhindert Teilnahme von Exdiktator aus Honduras an Konferenz

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Micheletti in Guatemala unerwünscht
Wollte auch in Guatemala laut tönen: Exdiktator Roberto Micheletti

Tegucigalpa/Guatemala-Stadt. Honduras' "Erwachen unter einer vereinten Führung", so lautete der Titel einer Konferenz, zu der die FUNDESA, die Stiftung für Entwicklung Guatemalas, für den 19. Mai in die Hauptstadt eingeladen hatte. Mit 25 Dollar Eintritt war das Treffen einem exklusiven Publikum vorbehalten.

Nach massiven Protesten musste der honduranische Referent Roberto Micheletti - Putschist, Diktator und Wegbereiter des amtierenden honduranischen De-facto-Präsidenten Porfirio Lobo - allerdings kurzfristig wieder ausgeladen werden. Man habe sich dazu entschlossen, "um Konfrontationen zu vermeiden", erklärte der Geschäftsführer der Stiftung, Juan Carlos Zapata, gegenüber der Tageszeitung El Periódico vom 19.Mai.

Seit die Einladung vor rund einer Woche in Guatemala bekannt wurde, hatten demokratische Bewegungen gegen die die Konferenz mobilisiert. In dem sozialen Netzwerk Facebook hatte sich eine Gruppe unter dem unmissverständlichen Namen "Ich lehne die Anwesenheit von Micheletti in Guatemala ab" gebildet. Nach kurzer Zeit zählte dieser virtuelle Zusammenschluss beinahe 500 Mitglieder.

Für den Tag der Konferenz wurde von einem breiten Bündnis sozialer Bewegungen zu einer Demonstration und einer Kundgebung vor dem Sitz der Stiftung aufgerufen, die, worauf die Tageszeitung Prensa Libre hinweist, den Putsch in Honduras vom 28. Juni 2009 als "konstitutionelle Nachfolge" bezeichnet. Sie folgt damit der Sprachregelung der Putschisten.

"Angesichts der Tatsache, dass ein Krimineller wie Roberto Micheletti nach Guatemala kommen wird, rufen wir alle zur Solidarität mit dem Kampf und der Würde des Volkswiderstandes in Honduras auf", heißt es in einem Appell, der bei der kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina einging.

Die erfolgreiche Protestbewegung konnte organisatorisch an eine breite Bewegung anknüpfen, die vor einem Jahr in Guatemala die Proteste gegen den Putsch im Nachbarland getragen hatte. Sie setzt sich nun aber auch die Aufgabe, sich inhaltlich mit dem von der FUNDESA vertretenen politischen Projekt auseinanderzusetzen, wie in einem Kommentar in Facebook erklärt.

Die Stiftung ist die wichtigste Organisation der führenden Unternehmer Guatemalas. Dass sie einem Putschisten wie Micheletti Raum gibt, zeigt, wie es um ihr Demokratieverständnis bestellt ist. In Guatemala wird diese Positionierung von demokratischen Gruppen auch unter innenpolitischen Gesichtspunkten aufmerksam verfolgt.


Bildquelle: narcosphere.narconews.com