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Guatemala weitet die Sozialtarife beim Stromverbrauch aus

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Präsident Bernardo Arévalo, Wirtschaftsministerin Gabriela García und der Minister für Energie und Bergbau Víctor Hugo Ventura, auf der Pressekonferenz
Präsident Bernardo Arévalo, Wirtschaftsministerin Gabriela García und der Minister für Energie und Bergbau Víctor Hugo Ventura, auf der Pressekonferenz

Guatemala-Stadt. Die Regierung von Präsident Bernardo Arévalo hat angekündigt, die Kosten der Strompreise bei einem Verbrauch bis zu 99 Kilowattstunden (kWh) deutlich zu reduzieren. Bisher galten die verbilligten Tarife nur bei einem Verbrauch bis zu 89 kWh. Die Ausweitung soll für den Zeitraum bis Dezember dieses Jahres gelten.

Dies erklärte der Staatschef auf einer Pressekonferenz am vergangenen Freitag im Beisein des Ministers für Energie und Bergbau, Víctor Hugo Ventura, und der Wirtschaftsministerin Gabriela García.

Von der Maßnahme sollen bis zu drei Millionen Haushalte profitieren, die bis zu 80 Prozent der Kosten einsparen würden. Durchschnittlich soll die Einsparung pro Haushalt zwischen 50 bis 60 Quetzales (etwa sechs bis sieben Euro) monatlich betragen, erklärte Arévalo. Von den angekündigten Preissenkungen sollen Kunden der Energiekonzerne Empresa Eléctrica de Guatemala S.A, Distribuidora de Electricidad de Occidente S. A. und Distribuidora de Electricidad de Oriente S. A. profitieren. Die Kosten für die Maßnahme betragen etwa 135 Millionen Quetzales (etwa 16 Millionen Euro), sagte Wirtschaftsministerin García.

Das ehemals staatliche Stromnetz wurde 1998 unter der Regierung Álvaro Arzú privatisiert. Die in Folge der Privatisierungen gestiegenen Preise führten immer wieder zu Protesten. Die Landarbeiterorganisation Codeca reagierte in ihren Gemeinden mit einem Boykott der Stromrechnungen, der teilweise bis heute andauert.

Neben den Senkungen der Strompreise kündigten die drei Politiker weitere Schritte gegen die hohen Lebenshaltungskosten an. 55.000 Tonnen weißer Mais sollen bis Ende des Jahres zollfrei eingeführt werden. Ferner sollen Zollkontingente für die Einfuhr von 750.000 Tonnen gelben Mais, 70.000 Tonnen Reis und 15.000 Tonnen schwarze Bohnen erweitert werden. Das Ziel ist, dadurch Spekulation mit Lebensmittelpreisen zu vermeiden und die Preise für den "Warenkorb stabil zu halten", erklärte Arévalo. Der Präsident kündigte an, "bald weitere Maßnahmen bekannt zu geben, die in den Bereichen Energie und Treibstoff, Sozialhilfe und Unterstützung für Nahrungsmittelproduktion ergriffen werden".

Die Preise, gerade für Grundnahrungsmittel, sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Im Januar lagen die durchschnittlichen monatlichen Ausgaben nur für Lebensmittel pro Person im städtischen Umfeld bei 842 Quetzales (etwa 100 Euro) und auf dem Land bei 656 Quetzales (etwa 78 Euro). Rechnerisch muss eine fünfköpfige Familie in der Stadt 4.210 Quetzales (500 Euro) nur für Lebensmittel aufwenden, der Mindestlohn liegt bei 3.385 Quetzales (etwa 402 Euro).

Obwohl Guatemala ein klassisches Agrarland ist, muss es Teile seiner Grundnahrungsmittel importieren. Die Gründe liegen in klimatischen Veränderungen und ungerechter Landverteilung. Große Teile des fruchtbaren Bodens sind in den Händen weniger Familien oder Agrarkonzernen und werden überwiegend für den Anbau exportorientierter Produkte wie Kaffee, Zucker, Kautschuk und Palmöl genutzt.

In diesem Jahr drohen Ernteausfälle. Wie in anderen Teilen Mittel- und Südamerikas ist Guatemala von einer Hitzewelle betroffen. Die normalerweise spätestens Anfang Mai beginnende Regenzeit, wenn die Aussaat beginnt, ist noch nicht eingetreten. In manchen Landesteilen hat es in diesem Jahr noch nicht geregnet.