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Nicaragua und Brasilien weisen gegenseitig Botschafter aus

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Ortega y Lula da Silva
2010 trafen Daniel Ortega und Luiz Inácio Lula da Silva noch unter günstigeren Vorzeichen aufeinander

Managua/Brasília. Nicaraguas Regierung hat mitgeteilt, dass der Botschafter Brasiliens, Breno de Souza Brasil Dias da Costa, das Land verlassen hat. Nicaraguas Botschafterin in Brasilien, Fulvia Patricia Castro, befinde sich auf dem Weg nach Nicaragua.

In der Presseerklärung wurde zudem über die Ausweisung von sieben weiteren Priestern in den Vatikan informiert.

Die Regierung von Präsident Daniel Ortega hat keine weitere Begründung genannt. In der Erklärung Basiliens heißt es, dass Nicaraguas Botschafterin auf "Basis des Prinzips der Gegenseitigkeit" ausgewiesen wurde.

Laut dem Außenministerium in Brasília bedeutet die Ausweisung seines Botschafters "keinen Abbruch der diplomatischen Beziehungen". Alle Beratungsdienste für die in Nicaragua lebende brasilianische Bevölkerung würden aufrechterhalten.

In verschiedenen Medien war darüber spekuliert worden, dass die Ausweisung da Costas damit im Zusammenhang stehen könnte, dass er nicht an der Feier zum 45. Jahrestag der sandinistischen Revolution am 19. Juli teilgenommen habe, zu der er eingeladen war.

In den letzten Monaten hatten sich laut Medienberichten die Beziehungen zwischen beiden Ländern verschlechtert. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hatte selbst bei einer Pressekonferenz darüber berichtet.

"Ich habe mit dem Papst gesprochen und er hat mich gebeten, mit Ortega über einen Bischof zu sprechen, der im Gefängnis sitzt", sagte Lula. "Ortega ging nicht ans Telefon und wollte nicht mit mir sprechen. Also habe ich nie wieder mit ihm gesprochen", fügte Lula hinzu.

Lula bezog sich dabei auf den Ordensmann Rolando Álvarez, der wegen Hochverrats zu 26 Jahren Haft verurteilt und später aus Nicaragua ausgewiesen worden war (amerika21 berichtete).

Allerdings hatte sich Lula nicht auf diese Schilderung seines Versuchs als Fürsprecher im Konflikt von Nicaraguas Regierung mit der Kirche begrenzt, sondern Ortega im Pressegespräch unterstellt, dass die Revolution 1979 auch wegen seines Machtanspruchs stattfand und vom "Geist eines Diktators" gesprochen.

Die Beobachtung und Teilnahme an der Situation des anderen Landes scheint in Nicaragua durch den Konflikt aber nicht getrübt zu sein: Nicaragua war eines der Länder, das kurz nach dem Flugzeugabsturz am Freitag bei São Paulo, bei dem alle 61 Insassen ums Leben kamen, seine Solidarität mit der Bevölkerung und der Regierung Brasiliens zum Ausdruck brachte.