Nicaragua / Politik

Nicaragua und Vatikan vereinbaren Ausreise von Kirchenvertretern

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Konfliktreiche Beziehungen zwischen der Regierung Nicaraguas und der katholischen Kirche
Konfliktreiche Beziehungen zwischen der Regierung Nicaraguas und der katholischen Kirche

Managua. Zwei inhaftierte Bischöfe, 15 Priester und zwei Seminaristen sind im Rahmen einer Vereinbarung zwischen der Regierung Nicaraguas und dem Vatikan frei gekommen und aus dem mittelamerikanischen Land ausgereist. Sie befinden sich bis auf eine Person, die in Venezuela geblieben sein soll, inzwischen in Rom, wo sie vom Heiligen Stuhl empfangen wurden.

In einer Erklärung dankte die Regierung von Präsident Daniel Ortega Papst Franziskus und dem Staatssekretariat des Heiligen Stuhls für "die sehr respektvolle und diskrete Koordination, die die Reise der Kirchenvertreter in den Vatikan ermöglichte". Die Note unterstreicht, dass die Vereinbarung "die Verständigung und die Verbesserung der Kommunikation zwischen dem Heiligen Stuhl und Nicaragua im Interesse des Friedens und zum Wohle aller" fördern soll.

Gleichzeitig betonte die Regierung in Managua "die Möglichkeiten eines offenen, direkten, umsichtigen und sehr ernsthaften Dialogs", um "den Glauben, den Seelenfrieden, das Recht auf Gerechtigkeit und das Leben der nicaraguanischen Familien" zu stärken.

Neben den Bischöfen Rolando José Álvarez Lagos und Isidoro del Carmen Mora Ortega waren auch die Priester und Seminaristen in den meisten Fällen wegen Verschwörung und Verrat inhaftiert. Ihnen wurde vorgeworfen, sie hätten sich unter anderem 2018 an einem gewaltsamen Aufstand gegen die Regierung beteiligt.

Schon im Oktober 2023 hatte Nicaragua nach einer Vereinbarung mit dem Vatikan zwölf strafrechtlich verfolgte Priester ausgewiesen (amerika21 berichtete). Bischof Rolando Álvarez sollte eigentlich schon im vergangenen Frühjahr mit einer Gruppe von 222 Oppositionellen in die USA ausreisen, hatte sich aber damals geweigert, das Flugzeug zu besteigen.

Álvarez war eine katholische Führungsfigur in dem mittelamerikanischen Land und gilt oppositionellen Gruppen als Symbol für den Widerstand gegen die Regierung. Unter anderem betete er symbolisch und live auf Facebook übertragen auf der Straße kniend. Als Leiter von sieben oppositionellen Radiosendern und wegen seines polarisierenden Auftretens galt Álvarez unter der Bevölkerung eher als umstrittene Persönlichkeit und weit entfernt vom Anspruch einer Volkskirche (amerika21 berichtete).

Vor der Ausreise bezeichnete Papst Franziskus Nicaragua als "ein Konfliktland" und versicherte, dass die soziopolitische Krise "schmerzhafte Folgen" für das Land habe und dass die Freilassung von Bischof Álvarez und der anderen Kirchenvertreter notwendig sei.