Kuba alphabetisiert in 30 Ländern

Seit zehn Jahren Alphabetisierung mit dem Programm "Yo, sí puedo". 775 Millionen Menschen sind laut UNESCO Analphabeten, fast zwei Drittel Frauen

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Wayuu-Indigene in Venezuela nehmen an der Misión Robinson teil
Wayuu-Indigene in Venezuela nehmen an der Misión Robinson teil

Havanna. Mehr als sieben Millionen Menschen in 30 Ländern haben bislang am kubanischen Alphabetisierungsprogramm "Yo, sí puedo"

(Ich kann das!) teilgenommen. Dies sagte der Leiter für Jugend- und Erwachsenenbildung des Lateinamerikanischen und karibischen Institutes für Pädagogik, José del Real, bei einer Pressekonferenz in Havanna. Anlass war das zehnjährige Bestehen des Programms. Aktuell werden mehr als eine Million Menschen nach der "Yo, sí puedo"-Methode unterrichtet.

Zum ersten Mal wurde die Methode ab dem Jahr 2003 mit der Alphabetisierungskampagne der Regierung von Präsident Hugo Chávez in Venezuela umgesetzt. An der "Misión Robinson I", wie das Programm heißt, nahmen über eine Million Venezolaner teil. Dabei flossen frühere Erfahrungen aus der Arbeit in Ländern wie Haiti und Mexiko ein. Das Programm funktioniert durch Unterricht per Video und wird durch Bücher oder Broschüren ergänzt. Ebenso wichtig ist ein "Lernhelfer" (Facilitador): eine Person aus der gleichen Gemeinde, die durch Spezialisten geschult wird, um ihren Nachbarn beim Lernprozess zu helfen.

"Die Anwesenheit dieses Lernhelfers, der kein Fremder sondern ein Mitglied der Gemeinde ist, bildet ein wesentliches Element, damit sich das Programm richtig entwickelt. Denn eine grundlegende Voraussetzung ist es, den gesamten Lehrplan zu kontextualisieren", sagte del Real. Deshalb werde auch vor Beginn der Alphabetisierungskampagne in einem neuen Land ein Prozess der Anpassung an den soziokulturellen und sprachlichen Kontext vorgenommen, ebenso an die Notwendigkeiten und Bedürfnisse der jeweiligen Bevölkerung. Das beinhaltet auch die Anpassung an die englische, portugiesische und französische Sprache und ebenso an die indigenen Sprachen wie Quechua, Aymara und Guaraní.

"Die Kontextualisierung ist wesentlich für den Erfolg des Programms. Umso mehr, weil unsere Absicht nicht nur das Lehren des Lesens und Schreibens ist, sondern es geht darum, gebildete und bewusste Bürger auszubilden, die etwas zur Entwicklung ihrer Völker beitragen". In mehreren Ländern, in denen die Alphabetisierungskampagne abgeschlossen wurde, werde mit anderen Bildungsprogrammen weitergearbeitet. Dies geschehe beispielsweise mit dem Programm "Ich kann schon lesen und schreiben" oder "Ich kann weitermachen", mit dem ein Grundschulabschluss verbunden ist.

Bezüglich des Beginns der Initiative erklärte der Wissenschaftler, sie sei aus der Einsicht entstanden, dass die Arbeit in den Institutionen der verschiedenen Länder ungenügend ist, um den Analphabetismus zu beseitigen. Deshalb habe Kuba eine alternative Methode entwickelt, die dazu beigetragen habe, diese Geißel zu beseitigen, auch wenn sie weltweit immer noch verbreitet ist, wie die Zahlen des UNESCO-Weltbildungsberichts 2012 belegen: Etwa 775 Millionen Menschen sind Analphabeten, fast zwei Drittel von ihnen sind Frauen. Wenn die Alphabetisierungs- und Weiterbildungskampagnen weltweit nicht durch ein angemessenes Bildungssystem ergänzt werden, sei der Analphabetismus zwar für einen bestimmten Moment in einer bestimmten Region beseitigt, aber neue Generationen würden wieder in die gleiche Situation geraten, sagte del Real abschließend.