Venezuelas Regierung führt Dialog mit Unternehmen

Diskussion über strukturelle Herausforderungen der venezolanischen Wirtschaft. Verbesserung wirtschaftlicher Leistung angestrebt

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Präsident Maduro, rechts neben ihm Finanzminister Merentes, beim Treffen mit Privatunternehmern im Mai
Präsident Maduro, rechts neben ihm Finanzminister Merentes, beim Treffen mit Privatunternehmern im Mai

Caracas. Der venezolanische Finanzminister Nelson Merentes hat private Unternehmer und regionale Wirtschaftskammern des südamerikanischen Landes zu einem umfassenden Dialog eingeladen.

In einer Reihe von Treffen mit Regierungsvertretern, die vergangene Woche begannen, sollten die Bedürfnisse der verschiedenen Sektoren der Wirtschaft abgeklärt werden, um eine "Totalansicht" der wirtschaftlichen Situation zu erhalten. Das Ziel sei, "die Anstrengungen zu vertiefen, um die Wirtschaft zu stärken und das Wohlergehen der gesamten Bevölkerung zu sichern", so Merentes. Wie der Minister ausführte, werden dabei nicht nur konjunkturelle Probleme angesprochen, sondern auf breiter Basis Vorschläge diskutiert, wie die strukturellen Herausforderungen der venezolanischen Wirtschaft angegangen werden können.

"Diese Regierung, die in 18 Wahlen an den Urnen bestätigt wurde, hat im sozialen Bereich große Erfolge vorzuweisen. Wir müssen aber unsere wirtschaftliche Leistung noch verbessern", sagte der Finanzminister und ehemalige Präsident der venezolanischen Zentralbank (BCV). Dafür müsse ein Weg des nachhaltigen Wachstums eingeschlagen werden, um über mehrere Jahre eine stabile Entwicklung in allen Sektoren der Volkswirtschaft zu garantieren.

Merentes gab als Ziel aus, Venezuela solle nicht nur die Nachfrage der Binnenwirtschaft mit eigenen Produkten abdecken, sondern auch die Exporte diversifizieren. Bisher stammen rund 95 Prozent der Exporteinnahmen des Landes aus Erdölverkäufen. Mittelfristig müsse Venezuela die Exporte anderer Produkte, die gegenwärtig rund zwei Milliarden US-Dollar jährlich einbringen, auf mindestens vier Milliarden verdoppeln. Dazu sei es notwendig, "alle Knoten zu lösen" und die Produktion zu steigern, so der Minister.

Der Finanzminister kündigte an, auch über die Problematik des "parallelen Dollars" sprechen zu wollen. Venezuela hat vor über zehn Jahren einen fixen Wechselkurs des Bolívar zum US-Dollar eingeführt, der seit Februar dieses Jahres bei 6,30 Bolivares Fuertes. liegt. Auf dem Schwarzmarkt wird der Dollar hingegen bis zum fünffachen dieses Preises gehandelt. Als Reaktion darauf regte der Finanzminister vergangene Woche unter anderem eine Reform des Gesetzes über unerlaubte Geldwechsel (Ley de Ilícitos Cambiarios) an. Dieses hat laut Merentes zum Ziel, den Handel mit Devisen zu regulieren und Kapitalflucht zu verhindern, nicht in zufriedenstellender Weise erreicht.

Der Wirtschaftsverband Consecomercio (Nationaler Rat für Handel und Dienstleistungen) unterstützte den Vorschlag Merentes und lobte die Bereitschaft der Regierung, das Gespräch mit dem privaten Sektor zu suchen. Auch Consecomercio bekräftige in einer Stellungnahme, Venezuela brauche eine Strategie, um Importgüter durch im Land selbst hergestellte Produkte zu ersetzen.

Bereits im Mai dieses Jahres hatte Präsident Nicolás Maduro die Unternehmerschaft Venezuelas dazu aufgerufen, für die Entwicklung und Prosperität des Landes zu arbeiten. Maduro hatte sich in einem symbolischen Akt mit dem Präsidenten des Nahrungsmittelkonzerns Polar, Lorenzo Mendoza, sowie mit dem Medienunternehmer Gustavo Cisneros getroffen. Beide sind als Gegner des Bolivarischen Prozesses bekannt.