Guatemala: Massaker an Dorfbevölkerung

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Angehörige von Opfern des Massakers
Angehörige von Opfern des Massakers

San José Nacahuil, Guatemala. Am vergangenen Sonntag, dem 8. September haben unbekannte bewaffnete Männer in der Kaquchikel-Gemeinde San José Nacahuil elf Personen erschossen, weitere 18 Personen wurden teils schwer verletzt. Die Opfer wurden in den zwei Bars des Dorfes sowie auf der Strasse erschossen. Polizeiquellen zufolge sollen die Täter einer Jugendbande angehören, man habe, so ein Polizeisprecher, in letzter Zeit eine Zunahme der Präsenz von Mitgliedern der Mara 18 in der Region beobachtet.

Die Gemeinde, unterstützt von verschiedenen Indigenen- und Frauenorganisationen wehrt sich gegen diese Version des Geschehens. San José Nacahuil ist die einzige indigene und gleichzeitig die größte Gemeinde von San Petro Ayampuc. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass es keine Präsenz der staatlichen Polizei mehr in dem Ort gibt, diese wurde vor acht Jahren von den Gemeindemitgliedern vertrieben. Stattdessen verfügt San José über eine selbstverwaltete indigene Behördevon. Des Weiteren gehört die Gemeinde zum organisierten gewaltfreien Widerstand gegen das Minenprojekt in La Puya. Dieses Projekt wurde ursprünglich von einem kanadischen Bergbauunternehmen initiiert, später dann an die guatemaltekische EXMIBAL S.A überschrieben. Die Mehrheit der Aktien befindet sich im Besitz von guatemaltekischen Militärs, welche seit Jahren die  Bevölkerung bekämpfen, die sich gegen das Projekt zur Wehr setzt.

In einem Kommuniqué beschreiben die Bewohner von San José Nacahuil den Vorgang des Massakers. "Um 22.45 erreichte eine Polizeipatrouille das Dorf und führte eine Razzia in den Bars durch, in denen nebst Alkohol auch Güter des täglichen Gebrauchs verkauft werden. Die Namen der Besitzer der Bars wurden aufgenommen, alle Anwesenden mussten sich mit erhobenen Armen an die Wand stellen und wurden gefilzt. Zehn Minuten später erreichte ein nicht identifizierbares Auto das Dorf und bewaffnete Männer begannen mit der Schiesserei auf den Straßen und in den Bars. Elf Personen starben dabei, 18 wurden verletzt, darunter zwei 11-jährige Mädchen."

In dem Kommuniqué wird weiter darauf verwiesen, dass auffälliger Weise  die bewaffneten Männer genau derselben Route folgten wie kurz zuvor die Polizei. Ebenso hinterfragt es, wo die Polizei zur Tatzeit war und ob diese nicht in den Überfall involviert war und die Situation auskundschaftete, bevor die Täter kamen?

Die Dorfbewohner befürchten, dass die Vorgänge vom Wochenende als Vorwand dienen, ihr Dorf wieder zu militarisieren und tatsächlich sprach der guatemaltekische Innenminister nach dem Vorfall von der Möglichkeit, wieder eine Polizeistation im Dorf einzurichten, das 18 Kilometer von der Hauptstadt Guatemalas entfernt liegt.