Drogenfund bei Air France aus Caracas hat Folgen

Bislang 22 Festnahmen in Venezuela und sechs in Frankreich. Venezuela weist Kritik der USA an Drogenbekämpfung zurück

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Air-France-Maschine auf dem Flughafen von Maiquetia
Air-France-Maschine auf dem Flughafen von Maiquetia

Caracas. Nachdem am 20. September auf dem Pariser Flughafen in einer aus Caracas kommenden Air-France-Linienmaschine 1,3 Tonnen Kokain entdeckt wurden, sind in Venezuela

22 Personen festgenommen worden. Dies gab der Innenminister des südamerikanischen Landes, Miguel Rodríguez Torres, am vergangenen Donnerstag bekannt.

Unter den Verdächtigen sind acht Angehörige der Nationalgarde (GNB), der Direktor von Air France in Venezuela, der Sicherheitschef des Flughafens Simón Bolívar am Flughafen Maiquetia sowie weiteres Sicherheitspersonal und Angestellte des Flughafens, die das Beladen dieser Fluglinie verantworten. Die Festnahmen wurden vom Inlandgeheimdienstes SEBIN und der GNB koordiniert.

In Frankreich befinden sich drei Italiener und drei Briten in Haft, die in den Fall verwickelt sein sollen. Ein Teil der Schmuggelware im Straßenwert von mindestens 240 Millionen Euro war im Flughafen in Paris beschlagnahmt worden, den anderen Teil konfiszierten die französischen Behörden in einem Transporter, der sich bereits auf dem Weg nach Luxemburg befand. Französischen Polizeiquellen zufolge sollen die Drogen für die italienische Mafiagruppe ’Ndrangheta bestimmt gewesen sein, die gute Verbindungen zu kolumbianischen Drogenkartellen unterhalte.

Weitere Festnahmen werden sowohl in Venezuela als auch in Europa erwartet. Der Transportweg der Drogen bis hin zum Vorfeld des Internationalen Flughafen in Caracas steht derzeit im Fokus der Untersuchungen. Keiner der Drogenkoffer durchlief den gängigen Check-in-Vorgang oder konnte einem Passagier zugeordnet werden. Insgesamt mussten fünf Kontrollen umgangen werden, darunter die der Zoll- und der Drogenbehörde. Wie der Präsident des venezolanischen Nationalen Antidrogenbüros (ONA), General Alejandro Keleris, bekannt gab, existieren Videos von Sicherheitskameras im Flughafen, durch die nachgewiesen werden könne, wie die 30 undeklarierten Koffer an Bord der Air-France-Maschine gelangten.

Die venezolanischen Behörden konnten im laufenden Jahr bereits über 37 Tonnen verschiedener Drogen beschlagnahmen, 6.400 Personen wegen Verbindungen zum Drogenhandel festnehmen und 18 Flugzeuge  beschlagnahmen, die dem internationalen Drogenumschlag dienten. Dies beweise den "unermüdlichen Kampf der venezolanischen Regierung gegen die international organisierte Drogenkriminalität", sagte Keleris. Er wies damit den neuen Bericht der US-Regierung zurück, der die "erfolgreiche souveräne Drogenbekämpfungspolitik Venezuelas nicht anerkennt und disqualifiziert".

Wie Keleris betonte, sei Venezuela zwar frei von Drogenanbau, jedoch führe die Nachbarschaft zum weltweit größten Kokainproduzenten Kolumbien dazu, dass das Land als illegaler Transportweg benutzt wird, um die Drogen dann über mafiöse Strukturen nach Europa und die USA zu bringen.

Dennoch konnten durch die ONA seit der Aufkündigung der Zusammenarbeit mit der US-Drogenbehörde DEA im Jahr 2005 bereits 109 führende Köpfe des Drogenhandels festgenommen werden, 33 von ihnen wurden an Kolumbien und 21 weitere an die USA ausgeliefert. In den Jahren der Zusammenarbeit mit der DEA blieben solche Erfolge aus. Insgesamt wurden seit dem Jahr 2006 fast 250 Tonnen Kokain konfisziert und 378 illegale Landebahnen zerstört.

Keleris wies außerdem darauf hin, dass Venezuela nicht nur den Drogenhandel bekämpfe, sondern sich auch über den Nationalen Antidrogen-Plan 2009-2013 um Suchtverhütung sorge und durch das kostenfreie öffentliche System für die Behandlung und Betreuung von Suchterkrankungen (SNTA) allen betroffenen Bürgern helfe, sich von ihrer Drogensucht zu befreien.