Politischer Attentatsversuch in Venezuela?

Unbekannte schießen auf den Leiter der Verbraucherschutzbehörde Venezuelas. Betroffener spricht von "Attentat"

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Eduardo Samán (li.)
Eduardo Samán (li.)

Caracas. Der Präsident des venezolanischen Verbraucherschutzinstitutes Indepabis, Eduardo Samán, hat einen Angriff von Unbekannten am vergangenen Mittwoch als "Attentat" bezeichnet. Damit trat er Versionen in den Medien entgegen, die den Angriff als einen Raubüberfall darstellten. Samán ist eines der exponiertesten Gesichter der Regierung im Kampf gegen Spekulation und überhöhte Preise und für seine harte Hand gegen Privatunternehmen und Korruption bekannt.

Drei Männer hatten gegen Mitternacht das Auto des Verbraucherschützers beim Verlassen der Geschäftsstelle des Instituts im Zentrum von Caracas angegriffen. Ein Leibwächter, der in einem zweiten Wagen fuhr, schoss daraufhin auf die Angreifer und tötete einen und verletzte zwei von ihnen. Auch sie starben wenig später auf der Flucht bzw. nach der Festnahme im Krankenhaus. Einer von ihnen sprengte sich Medienberichten zufolge mit einer Handgranate selbst in die Luft.

Erste Versionen des Vorfalls hatten zunächst auf einen Raubüberfall hingewiesen. So sprach auch die Kriminalpolizei (CICPC) von einem Überfall und vermutete, dass es sich um den Versuch handelte, das Auto des Funktionärs zu stehlen. Am Donnerstag sagte der Direktor der CICPC jedoch, dass es "gewagt" sei, schon über das Motiv des Überfalls zu sprechen.

Eduardo Samán selbst erklärte in einem Radiointerview seine Version des Vorfalls und zeigte sich überzeugt, dass es sich nicht um einen Raubüberfall, sondern um einen Anschlag auf sein Leben handelte. "Eine der Personen stieg aus und begann direkt zu schießen. Er hat nicht gesagt, dass es sich um einen Überfall handelte oder dergleichen. Er ging sofort zum Fahrerfenster und schoss auf mich, (...) genau ins Gesicht". Er habe lediglich überlebt, weil es sich um ein gepanzertes Fahrzeug handelte. Für die Attentats-These spreche außerdem, dass die Angreifer mit Handgranaten ausgerüstet gewesen seien.

Samán ist eine äußerst bekannte Persönlichkeit in Venezuela und hatte verschiedene Posten in der Regierung des verstorbenen Präsidenten Hugo Chávez inne. Ab 2008 war er bereits Präsident der Verbraucherschutzbehörde Indepabis und ab 2009 zusätzlich Handelsminister, bis er 2010 beide Posten verlor. Im Juni dieses Jahres ernannte Präsident Nicolás Maduro ihn erneut zum Vorsitzenden des Indepabis, nachdem ein Korruptionsskandal innerhalb der Behörde aufgedeckt wurde.

Der Angriff auf Samán ist von besonderer Bedeutung, da dem Indepabis eine Schlüsselrolle bei den Versuchen der Regierung zukommt, Inflation und steigende Preise in den Griff zu bekommen. Die Regierung spricht in diesem Zusammenhang von einem "Wirtschaftskrieg" und wirft den wirtschaftlichen Eliten des Landes vor, bewusst Waren zu horten, um Engpässe bei der Versorgung zu provozieren. Vertreter der Opposition hingegen geben der Regierung die Schuld an der wirtschaftlich angespannten Situation, weil diese durch die Devisenkontrollen die wirtschaftliche Produktivität in dem südamerikanischen Land reduziert und einzig auf Einnahmen aus dem Erdölexport gesetzt habe.

Zu dem Angriff auf Samán haben sich unterdessen beide Seiten auffällig zurückgehalten: Weder von Regierungsvertretern noch vom Oppositionsbündnis "Tisch der Demokratischen Einheit" (MUD) gibt es bislang Erklärungen zu dem Vorfall von Mittwoch.