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Nestlé-Arbeiter in Kolumbien im Hungerstreik

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"Nestlé - Ausbeuter": Fabrik von Nestlé in Bugalagrande
"Nestlé - Ausbeuter": Fabrik von Nestlé in Bugalagrande

Bugalagrande, Kolumbien. Arbeiter von Nestlé Kolumbien sind am vergangenen Dienstag in den Hungerstreik getreten. Grund ist die Weigerung des Schweizer Multis, den am 22. Juni 2012 unterzeichneten Gesamtarbeitsvertrag umzusetzen. Dies berichtet die Nichtregierungsorganisation MultiWatch.

Nestlé weigert sich demnach seit mehreren Monaten, Gespräche mit der Gewerkschaft der Arbeiter in der Nahrungsmittelindustrie, Sinaltrainal, zu führen. Gleichzeitig habe die Unternehmensleitung den Druck auf sie erhöht: Neu eingestellte Arbeiterinnen und Arbeiter werden gedrängt, der Konkurrenz-Gewerkschaft Sintraimagra beizutreten, die im vergangenen Jahr während eines Arbeitskonflikts gegründet wurde. Damit werde die Gewerkschaft Sinaltrainal gezielt geschwächt und das Recht auf Gewerkschaftsfreiheit verletzt.

Gleichzeitig habe Manuel Andrés, Präsident von Nestlé Kolumbien, die Gewerkschaft in einem Kommuniqué am 31. Oktober bezichtigt, zu Gewalt und Sabotage-Akten aufzurufen. Solche Anschuldigungen sind in Kolumbien äußerst gefährlich und machen die Gewerkschafter zu einer Zielscheibe für Paramilitärs. Kolumbien ist eines der gefährlichsten Länder für Gewerkschaftsaktivisten. Laut einem Bericht des Internationalen Gewerkschaftsbundes wurden 60 Prozent aller weltweit seit dem Jahr 2000 ermordeten Gewerkschaftsaktivisten in Kolumbien getötet. Gewerkschafter, die in einen Arbeitskonflikt mit Nestlé involviert waren, wurden in der Vergangenheit wiederholt bedroht. 14 Nestlé-Arbeiter wurden bereits ermordet, gegen weitere wurden Attentate verübt oder sie mussten aufgrund von Drohungen die Region verlassen.

Nach Angaben von Multiwatch hat die Gewerkschaft Sinaltrainal wiederholt kritisiert, dass die zunehmenden Importe von Milchpulver und anderen Rohstoffen Arbeitsplätze und die Existenz kleiner und mittlerer Produzenten in Kolumbien gefährden. Ebenso habe sie Fälle publik gemacht, wo die Qualität der Nestlé-Produkte ungenügend war.

Multiwatch ist ein Zusammenschluss von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) aus der Schweiz und wurde im März 2005 mit dem Ziel gegründet, Menschenrechtsverletzungen bei Schweizer multinationalen Konzernen öffentlich zu machen. Zur Untersützung der Nestlé-Arbeiter hat MultiWatch aufgerufen, Protestbriefe an Nestlé-Chef Paul Bulcke zu senden.