Paraguay / Politik

Bevölkerung in Paraguay wehrt sich gegen Korruption

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Zehntausende Menschen protestieren in Asunción gegen die Korruption
Zehntausende Menschen protestieren in Asunción gegen die Korruption

Asunción. Erstmals in der Geschichte Paraguays hat in diesen Tagen die breite Masse der Bevölkerung öffentlich ihre Stimme gegen korrupte Politiker erhoben. Anlass ist die Affäre des Senators der rechtsgerichteten Colorado-Partei und ehemaligen Vizepräsidentschaftskandidaten, Víctor Bogado, der über Jahre doppelte Gehälter für sein Kindermädchen auf Staatskosten abrechnete. Ein Antrag auf Aufhebung seiner Immunität zur Einleitung staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen scheiterte mit 23 Gegenstimmen der anwesenden Senatoren.

Seitdem nimmt der Protest in der Bevölkerung mit jedem Tag in allen Teilen des südamerikanischen Landes zu. Auf den Straßen und in sozialen Netzwerken bringen hunderttausende Paraguayer ihren Unmut über die weit verbreitete Korruption im Land zum Ausdruck. Geschäfte, Restaurants und Kinos in der Hauptstadt Asunción verweigern den 23 Senatoren den Zutritt. Kliniken der privaten Krankenversicherungsgesellschaft Asismed klebten Plakate mit den Konterfeis der betroffenen Senatoren und der Überschrift "Wir behandeln sie nur aus Menschlichkeit, aber wir sind empört".

Am vergangenen Mittwoch fanden sich spontan zehntausende Menschen zu Fuß, mit Fahrrädern und Autos auf der neu eröffneten Küstenstraße der Hauptstadt ein und bildeten eine kilometerlange "Karawane gegen Straflosigkeit". Mit dem Ruf "fuera senarattas" ("Raus mit den Senatsratten") forderten sie nicht nur die Amtsenthebung Bogados, sondern ebenfalls seiner Unterstützer.

Die betroffenen Politiker gehen indes auf Konfrontation. Der Abgeordnete der regierenden Colorado-Partei, Bernardo Villalba, forderte alle Fraktionen im Unterhaus auf, den Versicherungsvertrag mit Asismed zu kündigen. Präsident Horacio Cartes hält sich weitestgehend bedeckt. Lediglich am Rande einer Veranstaltung äußerte er auf Nachfrage von Pressevertretern, dass er an Stelle Bogados seinen "Rückzug selbst angeboten hätte". Die Staatsanwaltschaft erklärte zwischenzeitlich die vorläufige Einstellung der Ermittlungen gegen den Senator.