Kolumbien: Welle von Todesdrohungen gegen Linke

Paramilitärische Gruppen bedrohen Kandidaten für Parlaments- und Präsidentschaftswahl. Kopfgeld auf Mitglieder linker Organisationen ausgesetzt

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Kopf eines Drohbriefes der Aguilas Negras
Kopf eines Drohbriefes der Aguilas Negras

Bogotá. Erneut haben Kandidaten der Linkspartei Polo Democrático für die Parlamentswahlen am 9. März in Kolumbien Todesdrohungen erhalten

. Vergangene Woche erhielten Iván Cepeda und Alirio Uribe eine E-Mail mit dem Wortlaut: "Entweder zieht ihr euch aus der Politik zurück oder ihr sterbt, Terroristen". Sie war an Cepeda und die juristische Menschenrechtsorganisation CAJAR adressiert, deren früherer Vorsitzender Alirio Uribe ist. "Eure Stunde ist gekommen, ihr Hurensöhne Kommunisten", heißt es in der Drohung des "Hauptstadtblocks" der paramilitärischen Gruppe Águilas Negras.

In der Nachricht werfen die Paramilitärs Cepeda vor, er verfolge und verunglimpfe "den besten Präsidenten Kolumbiens aller Zeiten, Álvaro Uribe Vélez". Dem Oppositionellen soll das gleiche Schicksal wie seinem ermordeten Vater wiederfahren: Manuel Cepeda, Kommunist und Mitglied der Unión Patriótica, wurde 1994 ermordet.

Dem "zynischen Terroristen" Alirio Uribe, der sich in seiner Wahlkampagne "der andere Uribe" nennt, werfen die Águilas Negras vor, ihren "wahren Führer" zu beschmutzen.

Auch die Kandidatin der Linkspartei Unión Patriótica (UP) für die Präsidentschaftswahlen am 25. Mai, Aida Abella, wird in der Mail erwähnt. Die "Hure" solle daran denken, dass die Paramilitärs sie nicht ein zweites Mal verfehlen würden. Abella konnte sich im Jahr 1996 vor einem Mordattentat retten und ging daraufhin ins Exil.

Die Paramilitärs kündigen außerdem Rache dafür an, dass Cepeda und CAJAR den Bürgermeister der Stadt Bogotá, Gustavo Petro, verteidigen und den Generalstaatsanwalt für Verwaltungsangelegenheiten, Alejandro Ordóñez, angreifen. Petro war durch den als rechtsgerichtet bekannten Ordóñez seines Amtes enthoben worden. Dies rief Proteste bei einem breiten Spektrum der Hauptstadtbewohner hervor und wurde später von einem Gericht für unzulässig erklärt. Der Bürgermeister erhielt ebenfalls Todesdrohungen.

"Der Kopf von Petro wird fallen und wir werden mit ihm Fußball spielen", schreiben die Águilas Negras. Damit wird auf den Mord am Kleinbauern Mariano López im Jahr 1997 angespielt, mit dessen Kopf Angehörige der damals aktiven paramilitärischen Organisation AUC vor den Augen der Nachbarschaft Fußball gespielt haben.

Es sei kein Zufall, dass die Drohmail nur wenige Stunden, nachdem die Zeitschrift Semana die Enthüllungen zur Überwachung der Friedensdelegationen in Havanna veröffentlicht hatte, geschickt wurden, sagte Cepeda. Ziel sei dabei, die Linken einzuschüchtern sowie Unruhe und Instabilität um den Friedensdialog herum hervorzurufen, so der Oppositionspolitiker.

Zwei Tage zuvor waren auch andere linke Politiker und Aktivisten durch ein Kommuniqué der Gruppe Los Rastrojos bedroht worden. Darin hatten die Paramilitärs zwischen zehn und 50 Millionen Pesos als Kopfgeld für die Ermordung einer Reihe von Anführern und Mitgliedern der Partei Unión Patriótica, der Bewegung Marcha Patriótica und des Verhandlungstisches der Kleinbauernkommission MIA angeboten. Die MIA hatte im August letzten Jahres den Agrarstreik in Kolumbien angeführt.