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Experte: Regierung trägt Mitschuld an Großbrand in Valparaíso

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Der Großbrand in Valparaiso verurachte bisher 15 Todesopfer und 2.500 zerstörte Häuser
Der Großbrand in Valparaiso verurachte bisher 15 Todesopfer und 2.500 zerstörte Häuser

Santiago de Chile. Die verheerenden Folgen des Großbrandes in der chilenischen Hafenstadt Valparaíso sind nach Ansicht von Experten teilweise auf Versäumnisse der Regierung zurückzuführen. So wirft Iván Poduje, Stadtplaner und Professor an der Katholischen Universität, der Regierung vor, an dem Brand eine Mitschuld zu tragen, da sie die Besiedlung von Risikozonen erlaube und sogar unterstütze. In einem Interview mit der spanischen Zeitung El País sagte Poduje: "Es ärgert mich sehr, dass man nun von einer Naturkatastrophe spricht. Die Natur spielt eine Rolle, aber die Verbreitung, der Schaden und die Verwundbarkeit der Bewohner kennt man seit Jahrzehnten. Man hätte den Brand vorbeugen und abschwächen können."

Die bisherige Bilanz des Großbrandes, dessen Löschung laut Experten bis zu 20 Tage in Anspruch nehmen kann, ist verheerend: 15 Todesopfer, 2.500 zerstörte Häuser und 11.000 betroffene Menschen, 1.000 Hektar verbranntes Land. Laut Sprechern der Feuerwehr und der Regierung ist die Ursache des Feuers, das am Samstagnachmittag als Waldbrand entfachte und dann aufgrund des Windes und der Hitze die Hügel der Stadt ergriff, nach wie vor nicht geklärt. Auch Brandstiftung wird nicht ausgeschlossen. Am Sonntag hatte Präsidentin Michelle Bachelet den Notstand ausgerufen, fast 20.000 Menschen wurden evakuiert.

Valparaíso – Weltkulturerbe und Heimat von 900.000 Bewohnern – hatte bereits 2008 und 2013 Großbrände zu beklagen. Der erste hatte auf dem Hügel La Cruz, der auch durch den aktuellen Brand betroffen ist, 100 Häuser zerstört und vier Menschen getötet. 2013 gab es einen Großbrand im nun ebenfalls betroffenen Rodelillo. Bei einem Besuch der 2008 betroffenen Zone La Cruz musste Iván Poduje feststellen, dass die Regierung in den fünf Jahren nichts unternommen hatte, um künftigen Bränden vorzubeugen: Sowohl die Häuser in den Risikozonen und Müllhalden in den Windkanälen, die oft als Katalysator von Bränden wirken, als auch die fehlenden Zugangsmöglichkeiten für Löscharbeiten waren unverändert.

Der Stadtplaner Poduje fordert die neue Regierung Bachelet dazu auf, die Gefahrenzonen klar zu definieren und Besiedlungen dort zu verhindern. Die Bewohner der betroffenen Zonen müssten umgesiedelt werden. Zudem müsse der Staat in Infrastruktur investieren, die die schnelle Ausbreitung von Bränden verhindert: Häuser aus stabilem Material, Feuerlöscher, Rettungswege sowie Säuberung der Hügel und Beseitigung der informellen Müllhalden seien notwendig, um die Menschen effektiv vor derartigen Katastrophen zu bewahren.