Venezuela / Wirtschaft

Fluglinien schränken wegen Finanzstreits Betrieb in Venezuela ein

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Air-France-Flugzeug mit Venezuela-Fahne
Derzeit mit wenig Enthusiasmus für Venezuela: Eine Air-France-Maschine am Hauptstadtflughafen Maiquetía in Venezuela

Caracas. Die deutsche Lufthansa hat angekündigt, den Verkauf von Flugtickets in der venezolanischen Landeswährung Bolívar vorübergehend einzustellen. Die Fluglinie zieht damit Konsequenzen aus einem Konflikt mit der venezolanischen Regierung um die Rückholung von Gewinnen aus dem südamerikanischen Land. Zahlreiche andere internationale Fluglinien haben bereits in den vergangenen Wochen ähnliche Schritte eingeleitet und ihre Geschäfte in Venezuela reduziert. Erst kürzlich hatte Alitalia angekündigt, ab Juni alle Flüge von und nach Venezuela einzustellen. Auch Air Canada, Delta, American und Air France haben in verschiedenem Maße die Aktivitäten in Venezuela reduziert.

Hintergrund ist die Forderung der Fluglinien, Einnahmen in Höhe von umgerechnet rund 3,9 Milliarden US-Dollar zum offiziellen Wechselkurs von 6,3 Bolívares repatriieren zu können. Die Regierung hingegen will diese Summe zum Wechselkurs des "komplementären" Devisensystems Sicad 1 tauschen, der bei etwa zehn Bolívares pro US-Dollar liegt. Den Unternehmen entginge dadurch in US-Dollar gerechnet etwa ein Drittel der Gewinne.

Durch das staatliche kontrollierte Wechselsystem sind die Fluglinien in Venezuela verpflichtet, die Ticketpreise in der Landeswährung auf Grundlage des festgesetzten Wechselkurses von 6,3 zu berechnen. Dadurch waren Tickets in Venezuela jahrelang enorm billig. In dem Moment, in dem die Gewinne aus dem Verkauf jedoch in Devisen umgewandelt werden sollen, bedeutet diese Festsetzung im Grunde genommen eine staatliche Subventionierung der Flugtickets, weil der Bolívar stark überbewertet ist. Die Regierung versucht nun offenbar, einen Teil dieser Subventionierung auf die Unternehmen abzuwälzen.

Bereits Ende April hatte die internationale Luftverkehrs-Vereinigung IATA Venezuela aufgefordert, "dringend" die "Schulden" gegenüber den Fluglinien zu begleichen. Andernfalls würden viele Fluglinien ihren Betrieb in Venezuela nicht aufrechterhalten können, sagte IATA-Vorsitzender Tony Tyler.

Während der Druck der Fluglinien wächst, hält sich die venezolanische Regierung über den Konflikt bedeckt. Auch die meisten staatlichen Medien berichten kaum über die Forderung der Fluglinien, während viele der Opposition nahestehende Privatmedien den Konflikt nutzen, um der Regierung Unfähigkeit vorzuwerfen.