OPEC trifft keine Maßnahmen gegen Preisverfall beim Öl

Venezuela kündigt weitere Bemühungen um Stabilisierung des Ölpreises an. Trotz Rückgang der Staatseinnahmen sollen Sozialprogramme weitergehen

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Logo der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC)
Logo der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC)

Wien/Caracas. Der venezolanische Außenminister, Rafael Ramírez, hat nach dem Ende des Treffens der Organisation Erdölexportierender Länder (OPEC) in Wien am Donnerstag den Konsens hervorgehoben, mit dem die Entscheidung getroffen worden ist, die tägliche Fördermenge von 30 Millionen Barrel nicht zu senken. "Wir müssen in erster Linie nach Stablität innerhalb der Organisation trachten, um danach den Ölpreis wieder zu festigen", so Ramírez gegenüber dem Nachrichtensender Telesur.

Kein OPEC-Mitglied sei zufrieden mit dem Fall des Ölpreises. Allerdings wäre bereits ein Fortschritt, wenn die auf dem Treffen bestätigte Obergrenze tatsächlich eingehalten würde, da man in der jüngsten Vergangenheit eine weit darüber liegende tatsächliche Förderung beobachtet habe, führte der venezolanische Außenminister und ausgewiesene Fachmann weiter aus. Ramírez war von 2002 bis 2014 Minister für Energie und Bergbau und seit 2004 auch Chef des staatlichen Erdölgesellschaft PDVSA.

Das Wiener Treffen der OPEC-Länder war international mit Spannung erwartet worden. Seit 2009 hatte sich der Preis für ein Barrel Öl immer über 100 US-Dollar gehalten, war dann aber in den vergangenen drei Monaten bis auf 70 bis 80 US-Dollar gefallen. Die Ursache des Preisverfalls ist die Aufrechterhaltung hoher Förderquoten vor allem durch Saudi-Arabien und die Golfemirate, obwohl die weltweite Nachfrage nach Öl wegen Konjunkturflauten und Rezession zurückgegangen ist.

Venezuela hatte sich bereits im Vorfeld der OPEC-Sitzung für Maßnahmen stark gemacht, um den Preisverfall umzukehren. Einen Preis von 100 US-Dollar pro Barrel hatte Ramírez als "fair" bezeichnet. Das südamerikanische Land gehört zu den Erdölproduzenten, die fast die gesamten Staatseinnahmen über die Förderung des Rohstoffes generieren. Obwohl die Regierung unter Präsident Nicolás Maduro mehrfach erklärte, dass sie präventiv den Staatshaushalt des laufenden Jahres für einen Rohlölpreis von 60 US-Dollar abgesichert habe, dürfte der Einnahmenverlust bei 30 bis 40 Prozent liegen.

Der venezolanische Präsident griff denn auch im Anschluss an die OPEC-Konferenz in einer über alle TV-und Radiosender ausgestrahlten Ansprache dieses Thema auf. Die Feinde des Landes "reiben sich die Hände", er garantiere jedoch, dass die sozialen Investitionen beibehalten würden.

PDVSA-Präsident Eulogio Del Pino, dessen Gesellschaft die größten Fonds für die staatlichen Investitionen in Bildung, Gesundheit und vielfältige soziale Programme beisteuert, äußerte sich in gleichem Sinne: "Wir bereiten uns auf die schlechtesten Scenarios vor."

In den vergangenen Wochen ist über den Absturz des Rohölpreises vielfach unter dem Gesichtspunkt berichtet worden, dass Saudi-Arabien als enger Verbündeter des USA den Preisverfall beabsichtige, um Gegenspieler der US-Politik wie Russland, Iran und Venezuela zu schädigen. In den Tagen der OPEC-Konferenz ist indes in den Vordergrund getreten, dass Saudi-Arabien mit einer aggressiven Preisgestaltung seinen Marktanteil in den USA verteidige. Die USA, die mit der für die Umwelt hoch riskanten Frackingmethode zu den weltweit größten Erdölproduzenten aufgeschlossen haben, könne bei den aktuellen Erdölpreisen nicht mehr Gewinn bringend arbeiten.