Mexiko / Menschenrechte

Diffamierungskampagne gegen Proteste in Mexiko

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Der Hochkommissar für Menschenrechte der Vereinten Nationen (UN) in Mexiko, Javier Hernández Valencia (links) mit Vertretern der Angehörigen der verschwundenen Studenten
Der Hochkommissar für Menschenrechte der Vereinten Nationen (UN) in Mexiko, Javier Hernández Valencia (links) mit Vertretern der Angehörigen der verschwundenen Studenten

Iguala, Guerreo. Angehörige der 42 noch verschwundenen Studenten aus Ayotzinapa und zivilgesellschaftliche Organisationen sehen sich mit einer Diffamierungskampagne konfrontiert. Diese richte sich sowohl gegen die Studenten selbst, als auch gegen die sozialen Proteste, die in Folge des Massakers in den vergangenen Monaten aufkeimten. In traditionellen Medien und sozialen Netzwerken sind unlängst vermehrt diffamierende und beleidigende Äußerungen über die Studenten der Lehramtsschule "Raúl Isidro Burgos" aufgetaucht.

Im Interview mit dem britischen Guardian warnte der Hochkommissar für Menschenrechte der Vereinten Nationen (UN) in Mexiko, Javier Hernández Valencia, vor der Diskreditierung der Proteste und forderte mehr Schutz für Aktivisten und Angehörige: "Die große Welle des Protestes im Zusammenhang der 43 Studenten aus Ayotzinapa muss geschützt werden“, sagte er der britischen Tageszeitung. "Einige fangen an, die vermissten Studenten zu diffamieren und zu beschimpfen und ihre Eltern und deren Forderungen zu verteufeln", so der Hochkommissar. Er hob zugleich die Verantwortung des Staates für die gravierenden Menschenrechtsverletzungen hervor, die durch die aktuellen Diffamierungsversuche in Frage gestellt werden sollte. "Zweifellos”, handle es sich im Fall der Lehramtsstudenten um "gewaltsames Verschwindenlassen, für das der mexikanische Staat direkt verantwortlich ist", betonte Hernández.

Laut der mexikanischen Bundesregierung handelte es sich bei dem Massaker an den Studenten um einen Einzelfall. Der Generalstaatsanwalt der Republik, Jesús Murillo Karam, antwortete im November während einer Presskonferenz auf die Frage, ob es sich um ein Verbrechen des Staates handele, mit den Worten: "Dazu ist wesentlich mehr notwendig".

Nach der offiziellen Bestätigung des Todes von Alexander Mora Venancio durch österreichische Gerichtsmediziner befürchten Angehörige der  verschwundenen Studenten, dass die Bundesregierung die Ermittlungen ad acta legt und die Bemühungen einstellt, die Vermissten lebend zu finden. Sie verweisen auf das noch ausstehende Ergebnis der argentinischen Forensiker, die seit Monaten an der Suche und Identifikation der Lehramtsstudenten arbeiten. José Félix Rodríguez Rosas, Sprecher der "Volksbewegung Tecoanapa-Ayotzinapa", sagte, solange die Eltern keine klaren und überzeugende Beweise für den Tod ihrer Kinder hätten, bleibe die Forderung bestehen, sie lebend zurück zu bekommen.