Quito/Berlin. Ecuadors Außenminister Ricardo Patiño hat die Kritik aus Deutschland an der Absage einer parlamentarischen Delegationsreise zurückgewiesen. Der Besuch von Mitgliedern des Umweltausschusses des Deutschen Bundestags war von der Regierung in Ecuador kurzfristig abgesagt worden. Als Begründung wurde das auf die Opposition ausgerichtete Programm angeführt. Zudem hieß es aus Quito, die deutsche Seite habe das Programm nicht hinreichend mit dem zuständigen Außenministerium abgestimmt.
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat die Entscheidung der ecuadorianischen Regierung auf einer Pressekonferenz gegenüber deutschen Medienvertretern mit scharfen Worten zurückgewiesen. "Ich habe unmissverständlich gesagt, dass wir das nicht akzeptieren", sagte er am Rande der UNO-Klimakonferenz in der peruanischen Hauptstadt Lima. Dennoch kam er dort nach der Pressekonferenz mit der ecuadorianischen Umweltministerin Lorena Tapia zusammen.
In ähnlicher Schärfe reagierte nun Ecuadors Außenminister Ricardo Patiño. Er wolle die deutsche Regierung daran erinnern, dass sein Land "seit nunmehr 200 Jahren keine Kolonie mehr ist", sagte der linksgerichtete Politiker. Die Regierung von Präsident Rafael Correa könne daher selbst entscheiden, welche Besuche sie empfange. "Allein die Regierung von Ecuador lädt internationale Delegationen ein und wir entscheiden in souveräner Weise über unsere Erdölpolitik", entgegnete Patiño auf Müllers Einlassungen. Dies müsse dem "Herrn Minister aus Deutschland" und allen anderen Politikern ausländischer Staaten klar sein. Zudem habe Müller im Gespräch mit Ecuadors Umweltministerin Tapia klargestellt, dass er die in Deutschland verbreiteten Worte in dieser schärfe nicht geäußert habe.
Hinter dem Konflikt steht das Ringen um die Erdölpolitik Ecuadors. Die Regierung von Präsident Correa hat nach dem – auch von Deutschland verantworteten – Scheitern der Yasuní-ITT-Initiative entschieden, Teile der Erdölvorkommen unter dem gleichnamigen Naturpark zu fördern. Dagegen hat sich in Ecuador Widerstand formiert, der auch von deutschen Gruppen und parteinahen Stiftungen unterstützt wird. Nach ecuadorianischen Angaben wollten die Mitglieder des Umweltausschusses mehrheitlich mit diesen Kräften zusammenkommen.