Chile / Menschenrechte

Verfassungsrichter in Chile trotz homophober Aussagen ernannt

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Die Bewegung für Homosexuelle Integration und Befreiung bezeichnet das Gesetz als einen historischen Schritt
Die Bewegung für Homosexuelle Integration und Befreiung bezeichnet das Gesetz als einen historischen Schritt

Santiago de Chile. Die Ernennung von Cristián Letelier zum Mitglied des chilenischen Verfassungsgerichts ist von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) des südamerikanischen Landes stark kritisiert worden. Die "Fundación Iguales" und die Bewegung für Homosexuelle Integration und Befreiung (Movilh) bezogen sich auf Äußerungen Leteliers von Oktober 2013, als der ehemalige Abgeordnete der Unabhängigen Demokratischen Union (UDI) Homosexuelle als "vom Wege abgekommene Menschen" bezeichnete.

Diese von NGOs als homophob erachtete Aussage hatte Letelier in Reaktion auf den Film "El Tío" gemacht. Dieser handelt vom Leben des chilenischen Senators und Mitarbeiters der Pinochet-Diktatur Jaime Guzmán, der 1991 bei einem Anschlag der kommunistischen Untergrundorganisation Frente Patriótico Manuel Rodríguez ums Leben gekommen ist. Letelier hatte die in dem Film explizit thematisierte mutmaßliche Homosexualität Guzmáns moniert, wodurch er diesen in seiner "moralischen Integrität" posthum geschädigt sah.

Der Sprecher von Movilh, Oscar Rementería, nannte die Ernennung Leteliers durch den Senat eine bedauernswerte Entscheidung. Luis Larraín, Präsident der Fundación Iguales, wiederum erklärte, dass die Wahl Leteliers zwar vonseiten des Senats ungewöhnlich und unerklärlich sei. Jedoch sei die Kandidatur einer homophoben Person aus den Reihen des rechtskonservativen UDI Larraín zufolge zu erwarten gewesen. Im Hinblick auf die Folgen der Ernennung Leteliers betonte Larraín außerdem, dass durch ihn Gesetze des Kongresses, welche die gesetzliche Gleichstellung von Homosexuellen zum Ziel haben, größeren Widerstand durch das Verfassungsgericht erfahren würden.

In Chile ist Homosexualität noch ein großes Tabu. 2012 erregte der Fall des damals 24-jährigen Verkäufers Daniel Zamudio Vera, der wegen seiner Homosexualität von vier bekennenden Neonazis ermordet wurde, großes Aufsehen in der gesamten lateinamerikanischen Öffentlichkeit. Seitdem gab es erhebliche Fortschritte in der Debatte über die rechtliche Gleichstellung von Homosexuellen. Im April 2012 wurde ein Antidiskriminierungsgesetz verabschiedet.