Chiles Justiz verhandelt Kinderbuch über homosexuelle Eltern

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Sorgt für Diskussionen: Das Kinderbuch "Nicolás tiene dos papás"
Sorgt für Diskussionen: Das Kinderbuch "Nicolás tiene dos papás"

Valparaíso. Das Berufungsgericht Valparaíso hat eine Klage gegen das unlängst erschienene Kinderbuch "Nicolás tiene dos papás" (Nicolás hat zwei Väter) entgegengenommen. Eine Einzelperson hatte Klage gegen den Nationalen Rat für Kindergärten eingereicht, weil dieser das Lehrmittel, das fiktive Familien mit gleichgeschlechtlichen Eltern behandelt, an Kindergärten zugelassen hatte.

Der Kläger Igos Aros argumentiert, das Buch gefährde die "psychische Stabilität" seiner dreijährigen Tochter und verletze das Vorrecht der Eltern, ihre Kinder zu erziehen. Das Gericht hat nun die Herausgeber des Kinderbuches aufgefordert, einen eigenen Bericht über die Wirkung der Publikation vorzulegen.

Das Buch "Nicolás tiene dos papás" wurde von der Bewegung für homosexuelle Integration und Befreiung (Movilh) als erste Kindergeschichte über sexuelle Diversität und gleichgeschlechtliche Elternpaare herausgegeben. Die Publikation wurde unter anderem von der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität von Chile sowie von der Europäischen Union und der niederländischen Regierung unterstützt.

Das Kinderbuch richtet sich laut den Herausgebern "an die ganze Familie, an die ganze Gesellschaft" und will "ein Licht der Freude für Familien und Personen mit anderer sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität als die Mehrheit" sein.

Der Präsident von Movilh, Ramón Gómez, verwahrte sich gegen den Vorwurf, mit der Geschichte würden Kinder gegen den Willen ihrer Eltern indoktriniert. "Das ist niemals geschehen und wird nicht geschehen", so Gómez. Er rechne damit, dass die Klage abgewiesen werde. Laut dem Anwalt von Movilh, Jaime Silva, habe das Buch einen ausschließlich aufklärenden Inhalt und befördere keine politische Debatte.