Mutmaßlicher Mörder im Fall Ayotzinapa festgenommen

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Für die Demonstranten sind die Aussagen von Rodríguez und die Darstellungen der Regierung unglaubwürdig
Für die Demonstranten sind die Aussagen von Rodríguez und die Darstellungen der Regierung unglaubwürdig

Mexiko-Stadt. Im Rahmen der Ermittlungen über das Schicksal der Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa, die seit dem 26. September vergangenen Jahres verschwunden sind, haben die mexikanischen Behörden ein Mitglied der Drogenbande Los Guerreros Unidos festgenommen. Es handelt sich um Felipe Rodríguez Salgado alias "El Cepillo". Er wurde am 15. Januar im mexikanischen Bundesstaat Morelos (Südmexiko) von Militär und Bundespolizei festgenommen. Für die mexikanische Regierung ist Rodríguez einer der Haupttäter bei der vermuteten Ermordung der 43 Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa.

Bei seiner Aussage bei der Generalstaatsanwaltschaft gab Rodríguez an, dass der bis heute flüchtige Sicherheitsminister der Stadt Iguala, Felipe Flores Velázquez, ihm in der Nacht vom 26. September etwa 40 gefesselte junge Männer übergeben habe. Er selbst habe drei von ihnen befragt, denn er habe sie für Mitglieder der gegnerischen Drogenbande Los Rojos gehalten. Die jungen Männer hätten immer wieder behauptet, Studenten der Pädagogischen Fachschule zu sein.

Er habe von zwei Anführern der Drogenbande Los Guerreros Unidos, Raúl Núñez alias "El Camperro" und Gildardo López alias "El Gil", den Befehl bekommen, die jungen Männer "verschwinden zu lassen", so Rodríguez. Dafür hätten er und zwei weitere Helfer die Männer in einem Lastwagen bis zur Müllkippe der Gemeinde Cocula transportiert. Als sie dort ankamen, seien die meisten durch Ersticken bereits tot gewesen, die anderen 15 habe er hingerichtet. Danach seien die Leichen verbrannt worden. Die drei Männer hätten die menschlichen Überreste und Aschen in Plastiktüten gefüllt, und sie in einen nahe gelegenen Fluss geworfen.

Die Aussage von Rodríguez sowie der Erklärungsversuch der mexikanischen Regierung sind für die Eltern der 43 Studenten und für mexikanische Menschenrechtsverteidiger nicht glaubhaft. So hat unter anderem Amnesty International Mexiko erhebliche Mängel bei den Ermittlungen im Fall Ayotzinapa festgestellt. Auch halten mexikanische Wissenschaftler die Aussage, dass die 43 Lehramtsstudenten auf der Müllkippe verbrannt worden seien, für nicht haltbar. Die Eltern der 43 Studenten verlangen, dass der damalige Bürgermeister von Iguala, José Luis Abarca, sowie seine Frau María de los Angeles Pineda, die bereist im Gefängnis sitzen, für die Straftat des Verschwindenlassens verurteilt werden. Außerdem soll die Beteiligung der mexikanischen Bundespolizei und des Militärs ermittelt werden. Darüber hinaus verlangen die Angehörigen Zugang zu Kasernen, um dort ihre Söhne zu suchen. Die mexikanischen Garnisonen gelten seit der Zeit des "Guerra Sucia“ (schmutziger Krieg) gegen die Guerilla als Orte der Folter.

Mit Felipe Rodríguez sind insgesamt bereits 90 Personen festgenommen worden, die mit der Festnahme und dem Verschwindenlassen der Lehramtsstudenten zu tun haben sollen. Dennoch sind die 42 Studenten nach wie vor spurlos verschwunden, und keinem der Verantwortlichen ist bis heute der Prozess gemacht worden.

Mit der Festnahme des Auftragskillers Rodríguez hat sich die Lage im Land nicht entspannt. Auch am gestrigen Montag, genau vier Monate nach dem Verschwinden der Studenten, fanden in Mexiko und weiteren Ländern wieder Demonstrationen und andere Protestaktionen statt.