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Papst Franziskus in Kuba eingetroffen, Messe auf dem Platz der Revolution

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Papst Franziskus wurde in Kuba von Präsident Raúl Castro auf dem Flughafen "José Martí" von Havanna  empfangen
Papst Franziskus wurde in Kuba von Präsident Raúl Castro auf dem Flughafen "José Martí" von Havanna empfangen

Havanna. Papst Franziskus ist am Samstag im sozialistischen Kuba eingetroffen. Es ist der dritte Besuch eines Oberhauptes der katholischen Kirche in dem Karibikstaat. Ein Höhepunkt wird eine Messe am Sonntag auf dem Revolutionsplatz in der Hauptstadt Havanna sein, zu der Hunderttausende Katholiken und Schaulustige erwartet werden. Dort wird Franziskus seine Messe gegenüber dem Innenministerium halten, dessen Fassade das Konterfei eines anderen berühmten Argentiniers ziert: Ernesto "Che" Guevara.

In seiner Begrüßungsrede ging Kubas Staats- und Regierungschef Raúl Castro auf die politischen Neuerungen in Kuba ein und verwies auf die internationalen Krisen und Kriege. Eine vorrangige Aufgabe sei es, Lateinamerika und die Karibik als eine Zone des Friedens zu verteidigen, womit er sich vor allem auf die Nichtexistenz von Atomwaffen bezog. Dem Papst dankte Castro für die Unterstützung des Vatikans bei der Annäherung zwischen Kuba und den USA. Vertreter des Kirchenstaates hatten in den vergangenen Jahren die diskret geführten Gespräche mit ermöglicht. Die Wiederaufnahme der Beziehungen könne der erste Schritt hin zu einer Normalisierung des Verhältnisses sein, so Castro, der die Abkehr von der "grausamen, unmoralischen und illegalen Blockade" der USA gegen sein Land forderte.

Papst Franziskus nahm in seiner deutlich kürzeren Rede unter anderem Bezug auf zwei Protagonisten der kubanischen Unabhängigkeitsbewegung, den Schriftsteller und Dichter José Martí sowie den katholischen Priester Felix Varela. Auch erinnerte Franziskus an die seit 80 Jahren währenden, ununterbrochenen diplomatischen Beziehungen zwischen Kuba und dem Vatikan. "Heute erneuern wir diese Bande der Zusammenarbeit und Freundschaft, damit die Kirche das kubanische Volk in seinen Hoffnungen und seinen Sorgen weiterhin begleitet, in Freiheit und mit den notwendigen Mitteln und Freiräumen, um die Verkündigung des Reiches bis in die existentiellen Peripherien der Gesellschaft zu bringen", sagte der Papst, der in seiner in der kubanischen Presse dokumentierten Rede auch Grüße an den kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro bestellte.

Bei dem Besuch in Kuba ist ein ausführlicheres Treffen zwischen dem Papst und Raúl Castro geplant. Ein Zusammentreffen mit Systemgegnern steht hingegen nicht auf dem Programm, auch wenn Beobachter fest davon ausgehen, dass Franziskus sich zu den Spannungen zwischen ihnen und der sozialistischen Regierung äußern wird.

Weitere Stationen der bis Dienstag dauernden Reise sind Holguín und Santiago de Cuba. Anschließend reist Franziskus in die USA weiter. Als erster Papst hatte Johannes Paul II. 1998 Kuba besucht, 2012 folgte Benedikt XVI.

Angesichts des Papstbesuches lockerten die US-Behörden das allgemeine Reiseverbot für Kuba. Viele US-Amerikaner können die neue Reisefreiheit damit für einen ersten Besuch in dem nahen Karibikstaat nutzen. Zudem kündigten die USA nur zwei Tage vor dem Papst-Besuch in Kuba die Aussetzung einiger Blockadebestimmungen im bilateralen Handel an. 

Der Stadthistoriker von Havanna, Eusebio Leal, würdigte den aus Argentinien stammenden Papst als "Botschafter der Gnade und des Mitleids in einer Welt, in der Kriege, die Zerstörung von Kulturgütern, Terrorismus, soziale Ungleichheit, Hunger und Verzweiflung herrschen". In einem Interview mit dem lateinamerikanischen Fernsehsender Telesur sagte der Funktionär, Papst Franziskus reise "in ein Land voller Hoffnung, das Ärzte nach Afrika und andere bedürftige Gegenden entsendet". Diese Politik bedeute eine wahre Hingabe, so Leal in Anlehnung an den katholischen Diskurs.