Asunción. Nach Jahren der Zurückhaltung will die größte Bauernorganisation Paraguays FNC (Federación Nacional Campesina) in diesem Jahr wieder die Ländereien von Großgrundbesitzern besetzen. Mit diesem politischen Mittel will sie ihre Forderungen nach einer Bodenreform unterstreichen.
In den vergangenen Jahren hatten die Bauernorganisationen von dieser Form des Protests kaum Gebrauch gemacht, nachdem es bei Besetzungen von Länderieien im Jahr 2012 zu schweren Auseinandersetzungen mit der Polizei mit zahlreichen Toten gekommen war. Bei ihrem Jahresabschlusskongress Mitte Dezember in der Hauptstadt Ascunión hat die FNC beschlossen, diese Zurückhaltung aufzugeben.
"Damit sich ein Land entwickeln kann, muss man die Konzentration von Land in den Händen Weniger überwinden. Damit einher geht auch der Zugang zu fruchtbarem Boden für landlose Familien", begründete FNC-Generalsekretär Marcial Gómez die Entscheidung in einem Interview mit der Tageszeitung Última Hora. Mit dem Vorgehen verfolgten die Bauern zwei Absichten, sagte Gómez: "Zum einen wollen wir dadurch erneut auf die Notwendigkeit einer Landreform aufmerksam machen. Zum anderen geht es darum, fruchtbares Land zu erobern."
Aus Sicht der landlosen Bauern sei die Diskussion über die Bodenreform unter dem konservativen Präsidenten Horacio Cartes nahezu zum Stillstand gekommen. Zwar gebe es vereinzelte Versuche des Nationalen Instituts für landwirtschaftliche Entwicklung (Indert), von reichen Sojabauern genutztes Land neu zu verteilen. Doch es fehle eine übergeordnete politische Strategie der Regierung. Das Indert hat unterdessen angekündigt, den Schutz der Kleinbauern vor den Folgen des Klimawandels zu stärken und enger mit der Organisation zu kooperieren.
In Paraguay gehört ein Großteil des Landes einer reichen Minderheit. Die große Mehrheit der landlosen Bauern lebt hingegen in großem Elend. Etwa 85 Prozent des Bodens, zirka 30 Millionen Hektar, befinden sich in den Händen von nur zwei Prozent der Bevölkerung. Die Armutsrate im ländlichen Bereich liegt bei etwa 53 Prozent.
Schon mehrere Präsidenten haben angekündigt, das Problem mit einer Agrarreform anzugehen, darunter auch der ehemalige linksgerichtete Präsident Fernando Lugo. Doch das Vorhaben ist kompliziert. Bei zahlreichen Ländereien lassen sich die ursprünglichen Besitzverhältnisse kaum noch feststellen. Im Laufe der Jahrzehnte wechselten diese immer wieder durch Enteignungen oder unrechtmäßige Aneignungen.