Paramilitärs morden in der kolumbianischen Region Urabá

dscn07693.jpg

Soldaten in einer Ortschaft der Cacarica-Zone
Soldaten in einer Ortschaft der Cacarica-Zone

Quibdó. Paramilitärs haben fünf Menschen im Norden des Departamento Chocó getötet. Zwei der Opfer lebten auf den kollektiven Ländereien der Cacarica-Friedensgemeinden. Die Einwohner des Gebiets berichten über die Anwesenheit von 1.000 Paramilitärs in der Region. Sie beobachten ebenso, dass sich zwischen 250 und 300 bewaffnete Männer gerade in Richtung der humanitären Zonen bewegen, zu denen die Gemeinden seit 15 Jahren den Zutritt aller bewaffneten Gruppen, einschließlich der Armee, verbieten. Zu dieser paramilitärischen Truppe sollen die Täter der jüngsten Ermordungen gehören.

Drei Tage zuvor hatte sich diese paramilitärische Truppe in einer Gemeinde der Zone Salaquí, südlich von Cacarica,  als "Kolumbiens Gaitán-Selbstverteidigungsgruppe" (AGC) vorgestellt und den Gemeindeangehörigen versichert, sie würden "das Territorium nicht verlassen“. Die Paramilitärs sagten, sie hätten ein "Entwicklungsprojekt für den Fortschritt“ und rühmten sich ihrer "großen Macht", wie die ökumänische Kommission Justicia y Paz (CIJP) informiert. Anschließend haben sie zwei Afrokolumbianer gefesselt und ihnen vorgeworfen, Helfer der Farc-Guerilla zu sein. Vier Stunden lang haben sie die zwei Gemeindemitglieder verhört, bevor sie sie freiließen.

Die Streitkräfte sollen sich zehn Minuten entfernt von einem der Stützpunkte der Paramilitärs befinden. Die Einwohner werfen dem Militär vor, die Paramilitärs bei ihrem Aufmarsch in den kollektiven Territorien der Afrokolumbianer zu unterstützen. Die Armee dringe zuerst in eine Zone ein und hinterher kämen die Paramilitärs. "Sie machen das immer so“, sagte ein Einwohner der Cacarica-Zone gegenüber Contagio Radio.

Das Gebiet soll für den Transport von Drogenladungen der Paramilitärs strategisch wichtig sein. Darauf führen die Gemeinden das Interesse der AGC an der Region zurück. Dort kursiert die Vermutung, dass der Ex-Paramilitärchef Freddy Rendón Herrera, alias El Alemán (der Deutsche) hinter den neuen Angriffen der AGC stecken könnte. Er ist 2015 nach der Verbüßung einer achtjährigen Strafe wegen mindestens 600 Morden aus dem Gefängnis entlassen worden. Es sei möglich, dass Rendón 5.000 Hektar Land, die er vor seiner Inhaftierung kontrolliert hatte, zurück haben möchte, heißt es im Interview von Contagio Radio.

Südlich von Cacarica nah dem kollektiven Territorium der Curbaradó-Gemeinden haben die Paramilitärs im Laufe der letzten Dezember- und der ersten zwei Januarwochen drei Menschen umgebracht. Vorletzten Samstag hat der Paramilitärkommandant "Paleto" angekündigt, dass "der Chef" bald kommen werde, um die Ländereien neu zu organisieren. Dort kämpfen Gemeinden um die Rückgabe ihrer Ländereien, die Agrarunternehmer unrechtmäßig besetzen.

Den Gemeindeangehörigen von Curbaradó sei nicht klar, ob "der Chef" der Paramilitär El Alemán sei oder einer der Agrarunternehmer und Großgrundbesitzer aus dem benachbarten Departamento Antioquia. Die Zone wird sowohl von der Polizei von Urabá als auch vom Bataillon der Streitkräfte "Urwald 54" stark kontrolliert.

Obwohl Menschenrechtsorganisationen seit September 2015 den Aufmarsch der Paramilitärs in der Region anprangern, haben die Behörden bislang nichts dagegen unternommen.