Aufmarsch von Paramilitärs in Urabá-Region in Kolumbien

Sorge wegen Vormarsch rechtsgerichteter Milizen. Hunderte Bewaffnete stoßen ohne Reaktion der Streitkräfte vor. Menschenrechtler besorgt

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In den letzten Wochen hat die Paramilitärpräsenz in Urabá stark zugenommen
In den letzten Wochen hat die Paramilitärpräsenz in Urabá stark zugenommen

Bogotá. In der nordwestlichen Region Urubá in Kolumbien sind nach Berichten von Menschenrechtsorganisationen paramilitärische Gruppen vorgestoßen und haben weitgehende Gebiete besetzt. Die rechtsgerichteten Milizen seien in vier Gruppen in die Jiguamiandó-Zone im nordwestlichen Urabá eingedrungen, berichtet die ökumenische Organisation „Frieden und Gerechtigkeit" (CIJP). Bereits Ende Oktober hätten sie Gebiete unter Kontrolle der kolumbianischen Marine, der Landstreitkräfte und der Polizei passiert, ohne aufgehalten worden zu sein. Sie seien für einen längeren Aufenthalt eingerichtet, gut versorgt und hätten die Unterstützung des Militärs.

Bereits Ende der 1990er Jahre gab es in Jiguamiandó Massenvertreibungen aufgrund von Paramilitär- und Militäroperationen. Die Anführer der Milizen und ihre Verbündeten eigneten sich damals die verlassenen Ländereien an, um agroindustrielle Projekte zu betreiben. Nach der Rückkehr einiger Vertriebener ab dem Jahr 2000 initiierten die Rückkehrer einen friedlichen Kampf um die Rückgabe ihrer kollektiven Ländereien und traten für die Entmilitarisierung des Gebietes ein.

Seit drei Jahren habe es keine paramilitärischen Operationen in der Jiguamiandó-Zone mehr gegeben, berichtet CIJP, doch seit diesem September habe die Anwesenheit der Paramilitärs in den ländlichen Gebieten des Bajo Atrato, zu dem Jiguamiandó gehört, "ohne eine wirkungsvolle Reaktion der Streitkräfte" zugenommen. Die örtliche Bevölkerung hat seitdem ihre alltäglichen Aktivitäten einschränken müssen, um nicht Ziel der Milizen zu werden.

Besorgt sind auch die Bewohner von San José de Apartadó, einer Ortschaft, die als  "Friedensgemeinde" die Zusammenarbeit mit allen bewaffneten Kräften konsequent ablehnt. Die Bewohner befürchten nun ein Massaker, wie die örtliche Kleinbauernvereinigung (Acasa) anprangert. Seit Anfang Oktober drängen nach Acasa-Angaben Paramilitärs in diejenigen ländlichen Zonen von Apartadó ein, in denen auch die Streitkräfte anwesend sind. Sie schüchterten die Anwohner ein, nähmen Menschen fest, sperrten Wege und kampierten auf den Ländereien der Kleinbauern.

Nach Angaben des Menschenrechtskomitees von Apartadó sind die Einwohner des Gebiets nun eingekesselt. Die Paramilitärs bewegten sich in Gruppen von 20 bis 30 Mann, als Zivilisten gekleidet und mit Gewehren bewaffnet. Sie hätten bereits mit Terroraktionen wie in den Jahren 1996 und 1997 gegen die Bevölkerung gedroht. Damals hatten die ehemaligen paramilitärischen "Selbstverteidigungsgruppen" (AUC) gezielte Massaker in Urabá begangen.

In einem der Apartadó-Unterbezirke sind offenbar bereits ungefähr 200 Menschen, darunter circa 40 Minderjährige, von ihren Ländereien geflohen und hätten sich im örtlichen Schulgebäude notdürftig eingerichtet. Sie fordern humanitäre Hilfe und verlangen vom Staat, "nicht zuzulassen, dass Paramilitärs und Militärs die Bevölkerung massakrieren".

Auch in die kollektiven Ländereien der Cacarica-Friedensgemeinde westlich von Jiguamiandó sind 120 Männer der paramilitärischen Gruppe "Autodefensas Gaitanistas de Colombia“ (AGC) trotz der Anwesenheit des Militärs eingedrungen, weitere 300 Angehörige der AGC sind in den Gemeindebezirk Bahía Solano südlich von Urabá einmarschiert. In diesem Zusammenhang fordert die Allianz "Breites Bündnis für den Frieden" die Regierung zu wirksamen Maßnahmen gegen den Paramilitarismus auf. "Wir sind über das Anwachsen paramilitärischer Gruppen ebenso besorgt wie über den Umstand, dass hier offenbar paramilitärische Strukturen für die Zeit nach der Beilegung des bewaffneten Konfliktes vorbereitet werden sollen", sagte Senator Iván Cepeda, der dem Friedensbündnis angehört.