Mapuche in Chile kämpfen gegen geplantes Wasserkraftwerk

chile_mapuche_widerstand_protest_wasserkraft_hamburg.jpg

Alberto Gallegos aus Chile bei seinem Vortrag in Hamburg
Alberto Gallegos aus Chile bei seinem Vortrag in Hamburg

Hamburg. Alberto Gallegos, Sprecher der Mapuche-Volksgruppe im chilenischen Pilmaiquén, hat in Hamburg über den Widerstand seiner Gemeinschaft gegen ein geplantes Wasserkraftwerk informiert. Das "Internationale Netzwerk zur Verteidigung des Mapuche-Volkes" organisierte eine Europa-Rundreise, die den Abgesandten unter anderem nach Schweden, Finnland, Italien, Deutschland führte und am 14. Juni in Norwegen endete.

Die Gemeinde Pilmaiqué setzt sich gegen ein Großprojekt des norwegischen Energieunternehmens Statkraft zur Wehr, das im vergangenen Jahr die Rechte zum Bau von zwei Wasserkraftwerken samt Wasserrechten von der privaten Pilmaiquen S.A erworben hat und nun den Bau im Mapuche-Land plant. Dort befindet sich unter anderem auch eine spirituelle Kultstätte dieser Gemeinde.  Dies komme einem "kulturellen Genozid" gleich, ließ Gallegos seine Zuhörer wissen.

Neben zwei Veranstaltungen für interessierte Hamburger traf sich Gallegos im Rathaus auch mit zwei Bürgerschaftsabgeordneten der Linkspartei, Mehmet Yildiz und Martin Dolzer. "Der chilenische Staat hat auch an deutsche Siedler unser Land verschenkt und nun sind auch deutsche Unternehmen an solchen Projekten beteiligt", so der 24-jährige. Die Politiker erklärten sich solidarisch mit den Mapuche und wollen nun die Menschenrechtslage und den Schutz der Rechte der Indigenen in Chile auch auf Bundesebene zum Thema machen.

Die Bekanntmachung solcher Konflikte gehört neben dem aktiven Widerstand vor Ort zu den neuen Strategien der Mapuche, um sich gegen solche Vorhaben zu wehren.  "Wenn die Menschen in Europa die Hintergründe kennen,  wäre das ein großer Imageschaden für diese Firmen, wenn sie an solchen Projekten festhielten." Statkraft wirbt auf seiner Internetseite mit "sauberer Energie".

Immer wieder sehen sich die Mapuche mit mächtigen Konzernen konfrontiert. Bereits während der Pinochet-Diktatur (1973-1990) sicherten sich Bergbau-, Forst- und Energieunternehmen etliche Konzessionen für die Nutzung von Mapuche-Land. Diese Politik sei von den demokratischen Regierungen fortgeführt worden, obwohl Chile mit der Ratifizierung der Konvention 169 des ILO-Übereinkommens sich international dazu verpflichtet hat, bei Projekten , die das ökologische und kulturelle Leben der indigenen Bevölkerung beeinträchtigen könnten, diese vorab zu konsultieren.

Die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte (CIDH) befasst sich mit Menschenrechtsverletzungen von Unternehmen gegen indigene Völker in Chile und zeigt sich besorgt über die Situation der Mapuche und die repressive staatliche Politik.

Die Repression beschränkt sich aber nicht nur auf die größte ethnische Minderheit im Andenland. Auch Chilenen, die sich kritisch mit dem Konflikt auseinandersetzen, geraten ins Visier der Staatsorgane. So ist der Fotograf Felipe Durán seit neun Monaten in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unerlaubten Waffenbesitz vor und verdächtigt, ihn den bewaffneten Widerstand zu unterstützen. Sein Verteidiger bestreitet, dass Durán je Waffen besessen hat und spricht von einer Inszenierung. Dies sei Teil einer Strategie, um kritische Stimmen zu kriminalisieren und aus dem Verkehr zu ziehen. Durán, der mit seinen Bildern den Konflikt und die Polizeigewalt festhielt, droht nun die Verurteilung unter dem Antiterrorgesetz, das während der Diktatur in Kraft gesetzt wurde, um Oppositionelle zu verfolgen. Dadurch verfünffacht sich das Strafmaß für bestimmte Delikte, die als terroristisch eingestuft werden. Der Fotograf hat vergangene Woche gemeinsam mit anderen Mapuche-Aktivisten einen Hungerstreik initiiert, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen.