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Erneute Öl-Verseuchung des Amazonasgebietes in Peru

Umweltkatastrophen durch austretendes Öl. Pipelines vorerst stillgelegt. Gemeinden fordern Umweltsanierung und Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen

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Erdöl-Leckagen haben verheerende Folgen für die Umwelt, das Wasser und die Gesundheit der Bevölkerung
Erdöl-Leckagen haben verheerende Folgen für die Umwelt, das Wasser und die Gesundheit der Bevölkerung

Loreto, Peru. Im Amazonasgebiet von Peru sind zwei neue Fälle von Verseuchung durch austretendes Erdöl gemeldet worden, dieses Mal in der Region von Loreto. Der erste Fall wurde durch einen erneuten Bruch in der Pipeline Nor Peruano nahe der indigenen Gemeinde Monterrico verursacht, der zweite durch einen Überlauf von Erdöl aus einem Bohrloch nahe der Quechua-Gemeinde Nuevo Andoas.

Beides wurde von einheimischen Umweltbeobachtern und Mitarbeitern der staatlichen Ölfirma Petroperú am 24. September dieses Jahres gesichtet. Die Einwohner gehen jedoch davon aus, dass sich die Umweltkatastrophen schon früher ereignet haben müssen, da der Ölteppich große eine Ausdehnung hatte, als sie die betroffenen Gebiete sichteten.

"Bisher läuft das Öl weiter aus. Wir wissen nicht, was wir tun sollen. Keiner kommt, um uns zu helfen", sagte der Vorsitzende der 486 Einwohner zählenden Gemeinde Monterrico. Die Bevölkerung besitzt als einziges Kommunikationsmittel mit der Außenwelt ein öffentliches Telefon. Über diesen Anschluss  informierte Petroperú die Anwohner über die Ölkatastrophe nur drei Kilometer von Monterrico entfernt. Der Ölteppich hat inzwischen eine Ausdehnung von einem Kilometer und eine Tiefe von 1,50 Metern.

In einer öffentlichen Stellungnahme von Petroperú heißt es, dass sich ein Notfallteam aus Spezialisten der Firma in die betroffene Zone begeben habe, um sofortige Eindämmungsmaßnahmen durchzuführen. Auch die finnländische Firma Lamor, die auf die Eindämmung solcher Katastrophen spezialisiert ist, befinde sich in dem betroffenen Gebiet, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Petroperú hatte Lamor bereits im März dieses Jahres angestellt, um Schäden zu beheben, die vorherige Ölkatastrophen am 25. Januar und 3. Februar sowohl im Amazonas als auch in Loreto verursacht hatten. Die peruanische Regierung hatte den Notstand in 16 indigenen Gemeinden des Distrikts Morona in der Region Loreto ausgerufen.

Personal der Behörde für Umweltkontrolle (OEFA) befinde sich derzeit auf dem Weg nach Monterrico, um detailliert die Kontamination zu untersuchen. Seit Februar 2016 sei Petroperú zufolge die Ölpipeline Nor Peruano wegen ständigen Ölaustritts, die auf einen Mangel an Wartung zurückzuführen seien, stillgelegt. Noch befänden sich mehr als zwei Millionen Tonnen Rohöl in der Pipeline.

Auch die von der Firma Pacific Energy verwaltete Ölpipeline in Nuevo Andoas ist nach dem Ölaustritt derzeit stillgelegt. Es befindet sich allerdings noch Erdöl in den Bohrlöchern, welches nach Angaben des Vorstands von Nuevo Andoas, Teddy Guerra Magin, den Gemeinden und dem Firmenpersonal zur Gewinnung von Energie diene. Der Ölteppich habe einen Umfang von 40 Metern. Weder Personal von Petroperú noch die Bewohner können in das betroffene Gebiet gelangen, da ihnen die indigenen Einwohner der benachbarten Gemeinde Los Jardines den Zutritt verwehren.

Los Jardines protestiert zusammen mit über 100 anderen einheimischen Gemeinden seit Anfang September 2016 in der Gemeinde San José Saramuro, wo die Pipeline Nor Peruano der Firma Petroperú beginnt, für den Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen sowie eine Umweltsanierung in den verseuchten Zonen. "Der Kampf hat nicht erst heute begonnen, sondern schon vor vielen Jahren. Wir protestieren nicht nur gegen Petroperú, sondern auch gegen die Umweltverschmutzung, die seit 1970 wegen der Ölfirmen Pluspetrol und Pacific besteht", erklärte José Fachín, Generalkoordinator der Vereinigung der Gemeinden von Alto Tigre, Feconat (Federación de Comunidades Nativas del Alto Tigre).

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