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Solidarität mit verschwundenem Journalisten in Mexiko

Aufforderung zur Unterstützung im Fall des Journalisten Salvador Adame Pardo. Kritik von EU und Norwegen. Dutzende Medienschaffende ermordet

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Salvador Adame Pardo und Frida Urtiz Martínez sprachen am 4. April 2017 in einem Interview mit "El Regional" über die Verfolgung von Journalisten in Michoacán (Screenshot)
Salvador Adame Pardo und Frida Urtiz Martínez sprachen am 4. April 2017 in einem Interview mit "El Regional" über die Verfolgung von Journalisten in Michoacán (Screenshot)

Mexiko. Rund 300 Medienschaffende aus dem Bundesstaat Michoacán in Mexiko haben ihre Solidarität mit dem seit Mitte Mai verschwundenen Journalisten Salvador Adame Pardo ausgedrückt. In einem öffentlichen Kommuniqué fordern sie Journalisten weltweit sowie internationale Organisationen dazu auf, Druck auf die mexikanische Regierung auszuüben, den Fall um das Verschwinden Adames aufzuklären. Adame, der als Direktor eines lokalen Fernsehprogramms arbeitet, wurde am 18. Mai von einer Gruppe bewaffneter Männer in Michoacán entführt.

Das Schreiben zeigt Wirkung. Mittlerweile äußerten sich die Europäische Union sowie die Regierung Norwegens zu dem Fall. Beide Institutionen bekunden ihre Solidarität mit der Familie des Verschwunden und fordern die mexikanische Regierung auf, transparente Untersuchungen einzuleiten. Weitere Organisationen wie Reporter ohne Grenzen (ROG) richten den Fokus auf die Regierung Michoacáns. Aus dem Bundesstaat dringen regelmäßig Meldungen über grausame Verbrechen gegenüber Aktivisten und Medienschaffende an die Öffentlichkeit. Keiner der Fälle wurde bisher aufgeklärt.

Auch im Fall Adame kann die Staatsanwaltschaft nach zwei Wochen "keine signifikanten Ergebnisse" vorweisen, berichtet ROG mit Verweis auf Gespräche mit dessen Familie. Erst vier Tage nach dem Verschwinden Adames leitete die Staatsanwaltschaft Untersuchungen ein. "ROG fordert die Zuständigen in Michoacán auf, Verantwortliche für die Entführung zu identifizieren und umgehend Salvador Adame Parado zu finden", erklärt Emmanuel Colombié, Büroleiter der Organisation in Lateinamerika.

Der Fall beschäftigt auch eine Gruppe von Abgeordneten an der auch der Vorsitzenden einer Einheit der Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Verbrechen gegen die Meinungsfreiheit (FEADLE) teilnimmt. FEADLE soll Ermittlungen bei verschwundenen, ermordeten und bedrohten Medienschaffenden koordinieren und überwachen. Angesichts 33 ermordeter Medienschaffender seit dem Amtsantritt des Präsidenten Enrique Peña Nieto 2013 und weiteren zahlreichen Bedrohungen gegen Journalisten, fällt sie Bilanz der Institution bisher schlecht aus. Keiner der Fälle wurde abschließend aufgeklärt.

Dass sich nun auch vermehrt internationale Institutionen einschalten, ist laut Experten teilweise mit politischen Gründen zu erklären. Im kommenden Jahr finden in Mexiko Präsidentschaftswahlen statt. Menschenrechtsverteidiger rechnen mit einem Anstieg der Gewalt gegen Medienschaffende und Aktivisten, um kritische Stimmen bereits im Vorfeld des Wahlkampfes zu kontrollieren. Mit einem möglichen Regierungswechsel in Mexiko steige auch die Aufmerksamkeit internationaler Institutionen.

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