Havanna. Wie der Generalstab des kubanischen Zivilschutzes am gestrigen Montag bekannt gab, hat Hurrikan "Irma" zehn Todesopfer gefordert, davon sieben in der Provinz Havanna. Ursache war in den meisten Fällen der Einsturz von Häusern. Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 Stundenkilometern tobte der Sturm von Freitagabend bis Sonntag über die Insel. Noch immer sind viele Provinzen ohne Strom- und Wasserversorgung, darunter auch Teile der Hauptstadt Havanna, die von weitflächigen Überschwemmungen heimgesucht wurde. In allen betroffenen Gebieten haben die staatlichen Institutionen und die Bevölkerung gemeinsam die Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten begonnen.
Bereits am Samstag hatten die russische Regierung sowie die Präsidenten von Venezuela, Ecuador, Nicaragua, El Salvador und weiterer lateinamerikanischer Länder ihre Solidarität mit Kuba bekundet und humanitäre Hilfe zugesagt.
Staatschef Raúl Castro richtete indes einen Aufruf an "unser kämpferische Volk". Die Aufgabe sei immens, "aber mit einem Volk wie dem unseren werden wir die wichtigste Schlacht gewinnen: den Wiederaufbau", heißt es darin. "Mit Organisation, Disziplin und der Integration aller unserer Strukturen werden wir vorankommen, wie wir es auch früher getan haben." Der Gewerkschaftsdachverband Kubas und der Nationalverband der Kleinbauern müssten mit den anderen Massenorganisationen ihre Bemühungen verdoppeln, um so rasch wie möglich die Auswirkungen dieses zerstörerischen Ereignisses zu beheben. "Ein Prinzip bleibt unverändert: Die Revolution wird niemanden im Stich lassen und es werden bereits Maßnahmen ergriffen, damit keine kubanische Familie ihrem Schicksal überlassen bleibt", so Castro.
Kurz vor seinem ersten Auftreffen auf Land bei Cayo Romano an der zentralkubanischen Nordküste in der Nacht zum Samstag, war "Irma" wieder auf einen Kategorie-5-Sturm, hochgestuft worden, das entspricht der höchsten Stufe der maßgeblichen Saffir-Simpson-Skala. Von Havanna bis Camagüey richtete er immense Schäden an, vor allem die Provinzen Matanzas und Santa Clara wurden schwer getroffen. Anders als in ersten Prognosen erwartet, hielt sich Irma deutlich näher entlang der kubanischen Nordküste auf und hat sich langsamer als prognostiziert über die Insel bewegt. Bis zu sieben Meter hohe Wellen sorgten vielerorts für Überflutungen. Die Hotels auf Cayo Coco und Cayo Guillermo sowie den anderen Inseln im Norden wurden größtenteils zerstört, ebenso der internationale Flughafen Jardines del Rey auf Cayo Coco. Insgesamt wurden mehr als zwei Millionen Menschen im Vorfeld des Sturms evakuiert.
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Küstenstädte wie Morón (Ciego de Ávila), Caibarién, Remedios (Villa Clara), Matanzas sowie viele kleinere Ortschaften wurden verwüstet. Doch auch größere Städte wie Camagüey und zahlreiche landwirtschaftliche Flächen im Landesinneren hatten unter "Irma" zu leiden. Dächer und ganze Häuser wurden von den Starkwinden zerstört, Strommasten und Bäume knickten wie Streichhölzer auf die Straßen. Das gesamte Ausmaß der Schäden wird wohl erst in einigen Tagen beziffert werden können.
Der Flugverkehr der Insel war bis auf weiteres unterbrochen worden. Fluggesellschaften wie Condor und Eurowings hatten anstehende Flüge auf den gestrigen Montag verschoben. Noch immer gilt mit Ausnahme der Insel der Jugend der Alarmzustand. Die südlich vorgelagerte Insel ist neben den östlichen Provinzen Guantánamo, Granma und Santiago de Cuba das einzige Gebiet des Landes, welches nur geringe bis keinerlei Schäden zu vermelden hatte.
Das Netzwerk Cuba e. V. hat aufgrund der Schwere der Zerstörungen und Schäden durch den Hurrikan "Irma" einen Spendenaufruf verbreitet.