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Santiago de Chile eröffnet automatisierte U-Bahn-Linie

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Selbstfahrende U-Bahn
Automatische Türen an den Bahnsteigen der neuen selbstfahrenden U-Bahn

Santiago. Mit einer Eröffnungsfahrt hat Präsidentin Michelle Bachelet am vergangenen Donnerstag die neue U-Bahn-Linie der Metro de Santiago eingeweiht. Sie soll die viel befahrene Zentrumslinie entlasten. Doch die größte Erneuerung liegt in der vollständigen Automatisierung aller Züge und Stationen der neuen Strecke. Während Bachelet die Integration und den Fortschritt lobt, schlagen Gewerkschafter Alarm.

Das Großprojekt der Metro in Santiago ist um eine Linie gewachsen. Zehn Stationen verbinden den Stadtteil Cerrillos im Westen der Hauptstadt mit dem Büro- und Bankenviertel der östlichen Innenstadt. Über eine Millionen Menschen sollen regelmäßig von der neuen Route profitieren, die Fahrzeiten um bis zu 60 Prozent kürzer sein als über die Zentrumslinie und bis 2025 noch zwei weitere Linien fertiggestellt werden.

Die größte Neuerung zu den bestehenden Linien ist jedoch die vollständige Automatisierung. Mit selbstfahrenden Zügen, automatischen Türen an den Bahnsteigen, interaktiven Informationsbildschirmen und modernen Energiesparmaßnahmen hat das Unternehmen Metro laut eigener Aussage die weltweit modernste Technologie für den unterirdischen Personentransport im Einsatz. Seit Juli liefen Probefahrten und Sicherheitstests. An den Stationen wurden die üblichen Ticketschalter durch Automaten zum Aufladen einer Prepaid-Fahrkarte ersetzt. Einzeltickets gibt es auf der neuen Strecke nicht mehr.

Bachelet, die den Bau der Linie 2009 während ihrer vergangen Amtszeit selbst verkündet hatte, zeigte sich beeindruckt von der Technologie. Sie sei technologisch eher ein Dinosaurier, sagte die Regierungschefin, da mache die Abwesenheit eines Fahrers am Anfang ein wenig nervös. Das Projekt sei jedoch ein Schritt der Demokratisierung. Die Integration zusätzlicher Stadtgebiete in das Verkehrsnetz der U-Bahn mache die Hauptstadt "moderner, freundlicher und gerechter".

Doch nicht alle teilen die uneingeschränkte Freude an dem Projekt. Eric Campos Bonta, Sprecher der Gewerkschaft der Arbeitnehmer von Metro, zeigte gemischte Gefühle. In einem Gespräch mit dem Radio der Universidad de Chile betonte er ebenfalls die Relevanz der Eingliederung weiterer Stadtteile in das Verkehrsnetz. In Bezug auf den technischen Fortschritt äußerte Campos jedoch vor allem Bedenken. 150 Arbeitsplätze seien durch die Automatisierung auf der neuen Linie weggefallen. Zugführer würden zwar auf den alten Routen weiterhin benötigt, doch die Zukunftsprojekte des Unternehmens sähen keine Menschen am Steuer mehr vor.

Besonders betroffen sieht Campos die Subunternehmer, die an den Verkaufsschaltern und auf den Bahnsteigen arbeiten. Diese hatten auch vorher schon prekäre Arbeitsstellen gehabt, die nun ganz entfallen werden. Wichtig sei an dieser Stelle, so Campos, dass das Unternehmen die Beteiligung der Gewerkschaft zulasse, um die große Herausforderung der Automatisierung in einem sozialen Dialog gemeinsam anzugehen.