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Ecuador: Drei Journalisten an Grenze zu Kolumbien entführt

Regierung verhandelt mit Geiselnehmern. Höchstes nationales Sicherheitsgremium eingeschaltet. Protest von Journalisten und Angehörigen

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In dieser Grenzregion zwischen Kolumbien und Ecuador wurden Anfang der Woche drei Journalisten entführt
In dieser Grenzregion zwischen Kolumbien und Ecuador wurden Anfang der Woche drei Journalisten entführt

Quito. Das ecuadorianische Innenministerium hat Verhandlungen mit den Geiselnehmern dreier Journalisten der Tageszeitung El Comercio aufgenommen. "Sie sind wohlauf", bestätigte Innenminister César Navas, "mehr Informationen können wir nicht geben." Die Journalisten sind am Montag in San Lorenzo nahe der Grenze zu Kolumbien von einer bewaffneten Gruppe entführt worden. Die Journalisten hatten sich in einer Kirche aufgehalten und Interviews mit der Bevölkerung geführt.

Da nicht auszuschließen ist, dass sich die Journalisten auf kolumbianischem Staatsgebiet befinden, ist auch das Militar der Nachbarlandes in Alarmbereitschaft versetzt worden. Beide Länder gaben bekannt, sich auf ein gemeinsames Eingreifen vorzubereiten.   

Laut der kolumbianischen Vereinigung für Pressefreiheit (FLIP) könnte für die Entführung ein in den Kokainhandel der Region verstrickter Dissident der ehemaligen Farc-Guerilla verantwortlich sein. Alias Guacho stammt aus Ecuador und habe erst im Januar in der selben Region durch eine Autobombe 23 Personen verletzt. Das ehemalige Farc-Mitglied führe die Dissidenten im Süden Kolumbiens sowie Ecuadors an und kontrolliere vermutlich auch die Kokainproduktion im angrenzenden kolumbianischen Department um Tumaco. Die FLIP beruft sich dabei auf Angaben aus dem kolumbianischen Verteidigungsministerium. Sie fordert die sofortige Freilassung der drei Kollegen.

In der Region werden seit Januar vermehrt Spannungen registriert. So wurden am 20. März drei Soldaten bei der Explosion einer Bombe getötet. Innenminister Navas führt die angespannte Lage auf das verstärkte staatliche Vorgehen gegen den Drogenhandel zurück. "Wir haben ihre kriminellen Strukturen geschwächt", erklärte er und gab bekannt, die Möglichkeit der Ausdehnung des Ausnahmezustandes in den betroffenen Regionen prüfen zu wollen. Zudem werde die ecuadorianische Regierung ein Komitee für Grenzsicherheit gründen.

Derweil erklärten zahlreiche nationale wie internationale Tageszeitungen und Nichtregierungsorganisationen ihre Solidarität mit den entführten Journalisten und forderten den ecuadorianischen Staat zu raschem Handeln auf. Unter dem Slogan "Nos faltan tres" (Uns fehlen drei) versammeln sich seit Bekanntwerden der Entführung mehrfach Journalisten, Freunde und Angehörige zu Mahnwachen in Quito. "Die Journalisten sind in die Region gereist, um die Zivilbevölkerung zu interviewen. Um die Geschichten der Menschen zu sammeln, die vom bewaffneten Konflikt in Kolumbien und dem Drogenhandel betroffen sind. Geschichten, die nur durch die Arbeit einer freien Presse ans Licht gebracht werden können", erläuterte einer der Demonstranten gegenüber der Presse.

Am vergangenen Samstag veröffentlichten ecuadorianische und kolumbianische Journalistenvereinigungen gemeinsam einen offenen Brief an die Regierungen beider Länder. Sie fordern "eine koordinierte Aktion zur Befreiung der Kollegen aus der Hand der Farc-Dissidenten". Das entführte Journalistenteam hatte über die Bekämpfung der Dissidenten in der Grenzregion recherchiert.