Falsche Medienberichte lösen Gewalt gegen Migranten in Costa Rica aus

fake_news_costa_rica_nicaraguaner.jpg

Aufgedeckt : In Costa Rica verbreitete "Fake News" gegen Zuwanderer aus Nicaragua
Aufgedeckt : In Costa Rica verbreitete "Fake News" gegen Zuwanderer aus Nicaragua

San José. In der Hauptstadt Costa Ricas haben mehrere hundert Menschen teils gewaltsam gegen Migranten aus Nicaragua protestiert. Der Protest organisierte sich über Soziale Netzwerke, nachdem dort falsche Informationen über die Zuwanderer aus dem Nachbarland verbreitet wurden.

Die Demonstration am vergangenen Samstag startete zunächst friedlich auf dem zentral gelegenen Platz La Merced, der vor allem bei Nicaraguanern beliebt ist. Einige Demonstranten fielen jedoch durch offen getragene Hakenkreuz-Zeichen auf. Es kam zu gewalttätigen Angriffen auf vor Ort anwesende Nicaraguaner, Polizisten und anwesende Journalisten.

Die Polizei nahm insgesamt 44 Personen fest, gegen drei wurde Haftbefehl erlassen. Molotow-Cocktails sowie Messer und Baseballschläger wurden sichergestellt. Unter den Festgenommenen sollen sich zahlreiche Vorbestrafte sowie Mitglieder radikaler Gruppen und der Fußball-Fanszene befunden haben. Der Demonstrant Luis Mauricio Vargas gab an, er habe protestieren wollen, weil die Migrationsbehörde zu viele nicaraguanische Auswanderer ins Land lasse: "Wir können nicht noch mehr aufnehmen, weil es sich dabei um eine Invasion handelt."

Tatsächlich fliehen seit Ausbruch der politischen Krise und der Gewalt Mitte April vermehrt Menschen aus Nicaragua über die Grenze, bereits 23.000 haben Asyl beantragt. Es wird vermutet, dass die tatsächliche Zahl größer ist, da viele über grüne Grenzübergänge unregistriert in das Land kommen. Schon zuvor machten Nicaraguaner ungefähr zehn Prozent der 4,8 Millionen-Bevölkerung Costa Ricas aus. Viele kommen deshalb nicht in den von der Regierung gestellten Unterkünften unter, sondern leben bei ihren Verwandten.

Trotzdem wächst der Unmut über die steigende Zahl an Geflüchteten. Auch der Mord an einer spanischen Touristin Anfang August trägt dazu bei, bei dem ein nicaraguanischer Geflüchteter hauptverdächtig ist.

Der Ärger über die Zuwanderung schlägt sich vor allem in den sozialen Netzwerken nieder. Befeuert wird dieser durch Falschinformationen, die dort kursieren. So stellte die Tageszeitung La Nación in einer Untersuchung im Rahmen der Initiative #NoComaCuento gegen Falschnachrichten fest, dass viele Informationen über Nicaraguaner unwahr sind. So kursierte etwa die Nachricht, dass nicaraguanische Studierende Vollstipendien an der renommiertesten Universidad de Costa Rica erhielten. Ähnliches ließ sich im Falle der Meldung feststellen, dass nicaraguanische Transsexuelle höhere finanzielle Förderungen erhielten. Auch ein Foto, auf dem ein mutmaßlicher Nicaraguaner eine costaricanische Flagge verbrannte, entpuppte sich als fake: Das Foto stammte von einem Punk-Konzert in Costa Rica im Jahr 2016.

Falschnachrichten wie diese sollen auch der Auslöser für die gewalttätigen Proteste in San José gewesen sein. Ähnlich wie La Nación rief auch Präsident Carlos Alvarado daher am Sonntag dazu auf, "Fake News" keine Beachtung zu schenken. In einer Fernsehbotschaft bat er zudem darum, den Frieden zu bewahren. Die Regierung habe die nötigen Schritte unternommen, um die Aufnahme von Geflüchteten aus Nicaragua kontrollieren zu können. So seien die Dienste der Migrationsbehörden ausgebaut und die Anzahl an Sicherheitskräften an Grenzübergängen erhöht worden.

Soziale Organisationen in Costa haben indes für kommenden Samstag zu einer Demonstration gegen Fremdenfeindlichkeit unter dem Motto "Für den Frieden und die Solidarität" aufgerufen.