Honduras: Todesschwadrone agieren gegen protestierende Jugendliche

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"In Honduras ist es gefährlicher, Student zu sein, als Drogenhändler"
"In Honduras ist es gefährlicher, Student zu sein, als Drogenhändler"

Tegucigalpa. In Honduras ist es offenbar erneut zu Foltermorgen von Menschen in Obhut der Sicherheitskräfte gekommen. Die Studenten Gerson M. und Mario S. wurden in einem entlegenen Teil der Hauptstadt Tegucigalpa gefesselt und mit Folterspuren und Kopfschüssen tot aufgefunden. Stunden vorher war gefilmt worden, wie sie von Maskierten in Uniform der Kriminalpolizei ATIC aus ihren Häusern abgeführt wurden. Die beiden Mordopfer hatten am Vortag an einer regimekritischen Demonstration teilgenommen. Jorge Galindo, Sprecher der ATIC, erklärte, dass es sich bei den Uniformierten nicht um Angehörige seiner Einheit handele. Der Direktor der Menschenrechtsorganisation Casa Alianza, Guadalupe Ruelas, bedauert die Reaktion des Staates.  Anstatt nach den Verantwortlichen zu fahnden, beteuerten Vertreter offizieller Stellen ihre Unschuld. Gemäß der Erhebungen seiner Organisation würden monatlich 60 Kinder und Jugendliche in Honduras ermordet.

Der jüngste Fall sorgt für weitreichende Empörung. Es fand unter anderem eine Demonstration vor dem Gebäude der Vereinten Nationen statt, bei der die Teilnehmer eine Untersuchung der Morde forderten. Gegenüber den staatlichen Sicherheitskräften in Honduras herrscht allgemeines Mistrauen: Im Parlament stellte die linksgerichtete Partei Libre den Antrag zur Einrichtung einer Untersuchungskommission, der jedoch nicht zur Abstimmung zugelassen wurde.

Seit dem 8. August protestierten Studierende der Nationalen Autonomen Universität Honduras’ (UNAH) gegen die Erhöhung der Benzinpreise, die eine Verteuerung der Transportkosten bedeutet. Weitere Bildungseinrichtungen, darunter das Technische Institut (ITH), indem die beiden Ermordeten studiert hatten, schlossen sich den studentischen Protesten an. Die Polizei setzte Tränengas gegen die Protestierenden ein und räumte unter anderem die Straßenblockaden. Der Fernsehmoderator Renato Alvarez heizte die Situation im Vorfeld der Morde gegen die Protestierenden an. In seiner Sendung rief er den Geheimdienst dazu auf, alle protestierenden Studierenden zu identifizieren. 

Der politische Analytiker Oscar Miguel Marroquín wies vor diesem Hintergrund darauf hin, dass es in Honduras Todesschwadrone gibt. Ihr Ziel sei es, gegen die Opposition vorzugehen. Auch kritisierte er die Berichterstattung konservativer Medien, von denen die Opfer in die Nähe von Jugendgangs oder der organisierten Kriminalität gerückt wurden.  

Die Ereignisse erinnern an die im März 2015 ermordete 13-jährige Schülerin Soad Nicole H., die nach einem Fernsehinterview, in dem sie das unzulängliche Bildungssystem und die fehlende Ausstattung der Schulen kritisierte, stranguliert aufgefunden wurde. Sie erinnern auch an die Praktiken des berüchtigten Todesschwadron Bataillon 3-16 aus den 1980er Jahren, bei denen politisch aktive Studenten gefoltert, ermordet und in vielen Fällen nie wieder aufgefunden worden.