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Mordfall Marielle Franco: Justiz in Brasilien zensiert Fernsehsender 0 Globo

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Gedenkmarsch für Marielle Franco und Protest gegen die Militarisierung in Rio de Janeiro am 21. März
Gedenkmarsch für Marielle Franco und Protest gegen die Militarisierung in Rio de Janeiro am 21. März

Rio de Janeiro. Ein Fall von staatlicher Medienzensur sorgt in Brasilien für Empörung. Ein Gericht in Rio de Janeiro hat dem großen Fernsehsender O Globo untersagt,  Informationen über die Ermittlungen im Mordfall Marielle Franco und Anderson Gomes zu verbreiten. Franco fiel am 14. März dieses Jahres einem gezielten Anschlag zum Opfer, dabei wurde auch ihr Chauffeur erschossen.

Der professionell ausgeführte Mord an der afrobrasilianischen Stadträtin von der Partei Sozialismus und Freiheit ist nach über 250 Tagen Ermittlungen noch nicht aufgeklärt, obwohl es Zeugenhinweise gibt und Tatverdächtige vernommen wurden.

Richter Gustavo Gomes Kalil argumentiert, dass die Information der Öffentlichkeit die Untersuchung behindern würde.

Zuvor hatte Globo News, als G 1 das einzig kostenlos verfügbare Informationsportal des Landes im Internet, ein Interview mit dem Minister für Öffentliche Sicherheit, Raul Jungmann, veröffentlicht. Jungmann sagte, er sei "mehr als sicher", dass "Mächtige" in das Verbrechen verstrickt seien. Zudem gebe es ein Komplott zur Verhinderung der Aufklärung, das die Untersuchungen störe.

Der Sicherheitsminister der Stadt Rio de Janeiro, Richard Nunes, hatte in einer G1-Sendung erklärt, er sei sich sicher, dass Milizen an der Tat beteiligt waren und wahrscheinlich Politiker involviert seien.

O Globo wird gerichtlich gegen die Zensur vorgehen: Das Veto verletze die Pressefreiheit und das Recht der Öffentlichkeit, sich zu informieren, "vor allem wenn es sich um die Aufklärung eines Verbrechens handelt, an dem in Brasilien und im Ausland ein großes öffentliche Interesse besteht."

João Paulo Charleaux von der Vereinigung brasilianischer Investigativjournalisten verurteilt die Zensur und befürchtet jetzt die weitere Spaltung der Gesellschaft: In Bürger, die klar gegen die richterliche Informationssperre sind und in diejenigen, die damit einverstanden sind. Die Befürworter der Zensur seien gleichzusetzen mit Anhängern der designierten Regierung des Ultrarechten Jair Bolsonaro.

Am 1. November wurde eine Untersuchung durch die Bundespolizei in dem Mordfall eingeleitet, die Übergabe der gesamten Ermittlungen an die Bundesbehörden steht bevor.