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Mexikos Regierung verordnet gendersensiblen Sprachgebrauch

Vertreter des Sekretariats für öffentliche Verwaltung bei der Verkündigung des Ethikkodex

Verkündigng Ethikkodex
Vertreter des Sekretariats für öffentliche Verwaltung bei der Verkündigung des Ethikkodex

Mexiko-Stadt. Seit einer Woche ist in Mexiko die Verwendung von gendersensibler Sprache Chefsache. Am 5. Februar hat das staatliche Sekretariat für öffentliche Verwaltung einen Beschluss veröffentlicht, der diese für jegliche Kommunikationssprache in der Regierung verbindlich macht. Laut dem "Ethikkodex der Regierungsangestellten" sind von nun an alle Funktionäre und Angestellte sowie ausführende Unternehmen wie der staatliche Mineralölkonzern Pemex verpflichtet, in ihren Zuständigkeitsbereichen für die Umsetzung zu sorgen.

Dabei geht es vor allem um die gemeinsame Nennung von femininen ("las") und maskulinen ("los") Formen bei der Benennung von Personengruppen. Im Amtsblatt der Regierung hieß es dazu, dass dieser Schritt dazu beitragen soll, die Genderperspektive im öffentlichen Dienst zu institutionalisieren. Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen, deren Identität und sexuelle Orientierung sollen dadurch mehr Beachtung finden. Dabei geht es nicht nur um die Kommunikation nach außen, sondern auch im Rahmen der internen institutionellen Kommunikation sollen beide Geschlechter sichtbar gemacht werden.

Dieser Beschluss wird von Vertretern der Zivilgesellschaft begrüßt. "Das ist ein wichtiger Schritt, denn was nicht benannt wird, existiert nicht", sagte Silvia Solís, Vertreterin der Organisation Geschlechergleichheit, Bürgerschaft, Arbeit und Familie (Equidad de Género, Ciudadanía, Trabajo y Familia). Es bleibe jedoch abzuwarten, inwieweit der Ethikodex konkret umgesetzt wird, so Solís. Denn bereits unter dem ehemaligen Präsidenten Enrique Peña Nieto gab es im Rahmen des Nationalen Plans der Entwicklung das Bestreben, eine Genderperspektive in die vorgesehenen Maßnahmen einzubringen. Umgesetzt wurde dies jedoch nie.

Zudem sind sich Vertreter von Nichtregierungsorganisationen einig, dass die Sensibilisierung im Sprachgebrauch nur eine von vielen nötigen Schritten auf einem Weg hin zu Geschlechtergerechtigkeit in dem vom Machismus geprägten Land ist. Ricardo Ayllon von der Organisation Geschlecht und Entwicklung (Género y Desarrollo) merkte an, dass es unter der Regierung von Präsident Andrés Manuel López Obrador von der Bewegung der Nationalen Erneuerung (Morena) trotz guter Impulse wie dem Ethikkodex weiterhin so scheint, dass die Genderperspektive lediglich eine untergeordnete Rolle spiele. Dazu führte er das Beispiel aus dem mexikanischen Bundesstaat Jalisco an, in dem Gouverneur Enrique Alfaro Ramírez das bundesstaatliche Fraueninstitut schließen ließ. Wenn es die Regierung nicht schaffe, der Änderung des Sprachgebrauchs auch Informations- und Sensibilisierungskampagnen zu dem Thema folgen zu lassen, damit sich im Bewusstsein der Menschen etwas verändert, werde der angebrachte Ethikcode hinter seinen Erwartungen zurückbleiben, ist sich Ayllon sicher.