Caracas. Der Erdölminister Venezuelas und Chef des staatlichen Ölkonzern PDVSA, Manuel Quevedo, hat erklärt, dass sein Land auf Indien als großem Abnehmer für Erdöl setzt und die Sanktionen der USA mit einer Umorientierung auf Asien kompensieren werde. Quevedo hatte zuvor an der 13. Internationalen Öl- und Gaskonferenz (Petrotech 2019) teilgenommen, die Indien vom 9. bis 12. Februar in seiner Hauptstadt Neu-Delhi ausgerichtet hatte.
Auch Präsident Nicolás Maduro kündigte an, dass das Land das Erdöl, das es traditionell in die USA geliefert hat, nach Asien schicken werde. Damit könnten die Auswirkungen der US-Zwangsmaßnahmen gegen die Produktion und den Export von venezolanischem Rohöl abgemildert werden, so das Staatsoberhaupt.
Der Minister berichtete von einem "sehr produktives Treffen", bei dem der Austausch mit Indien auf dem Gebiet von Öl und Anlagen für die Rohölproduktion behandelt worden sei. Bisher schon war Indien nach den USA zweitgrößter Abnehmer für venezolanisches Öl. Das asiatische Land unterhält in Venezuela auch Investitionen und betreibt Joint Ventures im Energiesektor. Eine "Warnung" seitens der Regierung von Präsident Donald Trump richtete sich prompt an Indien, nicht entgegen US-Sanktionen mit der venezolanischen Ölindustrie Geschäfte zu machen. Das Land hatte derartige Drohungen aus den USA erst jüngst bei Rüstungsgeschäften mit Russland ignoriert.
Die Sanktionen des US-Finanzministerium gegen PDVSA sind seit dem 28. Januar in Kraft und hindern die Ölgesellschaft, Geschäfte mit US-Kunden zu tätigen. Danach setzte ein Zusammenbruch der venezolanischen Rohölkäufe aus den USA ein, die sich in der folgenden Woche auf 117.000 Barrel pro Tag beliefen, fünfmal weniger als die 587.000 Barrel der Woche vor den Sanktionen.
Die Umorientierung der venezolanischen Ölindustrie auf einen anderen Markt dürfte indes nicht die internen Probleme lösen, die durch überalterte Produktionsanlagen und fehlendes qualifiziertes Personal entstanden sind. Die Förderkapazitäten fielen in der anhaltenden politischen und wirtschaftlichen Krise massiv.
Die venezolanische Justiz beschäftigt sich derweil mit Personen, die von Teilen des entmachteten Parlaments und vom selbsternannten "Interimspräsidenten" Juan Guaidó als Direktoren der Tochtergesellschaft PDVSA in den USA, Citgo, ernannt wurden. Das Unternehmen mit Sitz in Huston betreibt drei Raffinerien sowie ein Vertriebsnetz mit 6.500 Tankstellen. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen eingeleitet, nachdem das Oberste Gericht zuvor entsprechende Ernennungen als wirkungslos beurteilt hatte.
Generalstaatsanwalt Tarek William Saab wies darauf hin, dass rechtswidrig ernannte Personen "die Nominierung durch ein Organ, das für solche Entscheidungen nicht zuständig ist", akzeptiert hätten. Er betonte, dass der Oppositionspolitiker Guaidó versuche, die Interessen der US-Regierung zu befriedigen und das Land zu destabilisieren. Nur die Behörden der Exekutive könnten entsprechend den Gesetzen des Landes die Leitung von PDVSA ernennen.
Die Leitung des staatlichen Ölkonzerns in Venezuela ist Teil des Machtkampfes geworden, nachdem die US-Regierung ihre Absicht bekannt gegeben hatte, Einnahmen von PDVSA und seiner Tochter Citgo den Kräften um Guaidó zukommen zu lassen.