Brasilien: Bolsonaro will Geld für Landbesitzer statt für Regenwald ausgeben

amazonas_regenwald.jpg

Der Amazonas-Regenwald umfasst sechs Millionen Quadratkilometer in neun Ländern Der weitaus größte Teil, etwa 60 Prozent, befindet sich in Brasilien
Der Amazonas-Regenwald umfasst sechs Millionen Quadratkilometer in neun Ländern Der weitaus größte Teil, etwa 60 Prozent, befindet sich in Brasilien

Brasília. Brasiliens Umweltminister Ricardo Salles hat sich mit Vertretern Norwegens und Deutschlands getroffen, um mit ihnen über veränderte Vorgaben bei der Geldervergabe des Amazonienfonds zu sprechen. Norwegen und Deutschland finanzieren den Fonds, mit dem Abholzungen verhindert und gerodete Gebiete wieder aufgeforstet werden sollen.

Die Regierung von Präsident Jair Bolsonaro plant nun, einen Teil dieser Mittel für Entschädigungen von Landbesitzern zu verwenden, die zugunsten von Schutzgebieten enteignet wurden. Das berichtete die Nachrichtenagentur EFE. "Wir haben noch nicht über alle Details gesprochen, das wird auf weiteren Treffen geschehen", erklärte Salles nach dem Treffen am 27. Mai.

Dieser Vorstoß passt zu den Wahlkampfversprechen Bolsonaros und wurde umgehend von der brasilianischen Beobachtungsstelle für das Klima kritisiert, die als Dachverband für Umweltschutzorganisationen fungiert. Sie erklärte, dass die Mehrheit der Landbesitzer, die in den Genuss der Entschädigung kommen würden, sich ihr Land illegal angeeignet hätten.

Der Amazonienfonds wurde 2008 während der Amtszeit von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva gegründet, um das Amazonasgebiet zu erhalten, die Abholzung zu verhindern, gerodete Flächen wieder aufzuforsten und Umweltkontrollen zu verbessern. Die 850 Millionen US-Dollar, die bisher in den Fonds geflossen sind, stammen zu 95 Prozent von der norwegischen und zu vier Prozent von der deutschen Regierung. Ein Prozent stiftet der halbstaatliche brasilianische Erdölkonzern Petrobras. Deshalb müssen Norwegen und Deutschland einer Umverteilung der Gelder zustimmen.

Bereits vor dem Treffen hatte Salles einen Bericht vorgestellt, laut dem in 82 Prozent der Verträge des Fonds "Unregelmäßigkeiten" aufgetaucht seien, berichtete die Tageszeitung Folha de São Paulo. Konkrete Beispiele nannte der Minister jedoch nicht.

Die norwegische Botschaft zeigte sich überrascht von den Erklärungen Salles‘ und betonte, "der Fonds ist auf eine strenge Beobachtung der Abholzung durch brasilianische wissenschaftliche Institute angewiesen, sowie auf eine nachvollziehbare Führungspolitik unter Beteiligung der Zivilgesellschaft".

Auch wissenschaftliche und Umweltschutzorganisationen bestätigen, dass der Fonds seinen Zweck erfülle. Er habe "dazu beigetragen, dass (die Abholzung) nicht zunimmt. Salles behauptet, dass der Fonds nicht gut arbeitet, aber er selbst ist nie vor Ort gewesen", sagte Adriana Ramos, Vorsitzende des Sozio-ökologischen Instituts, gegenüber der Nachrichtenagentur AP.

Laut der brasilianischen Umweltschutzorganisation Imazon wurden im April 71 Prozent der Abholzungen auf privaten Ländereien begangen.