Indigene klagen "Genozid" in Kolumbien an

indigene_choco_kolumbien_2019_genozid_kultur.jpg

Indigene in Kolumbien fordern das Recht auf ihre eigene Kultur
Indigene in Kolumbien fordern das Recht auf ihre eigene Kultur

Bogotá. Die Indigenenorganisation Kolumbiens (Organización Nacional Indígena de Colombia, ONIC ) hat die rassistische, systematische Verfolgung von Indigenen und Schwarzen im Land als "Völkermord" angeklagt. 70 der 102 indigenen Ethnien seien in dem südamerikanischen Land akut von der Auslöschung bedroht.

Armando Wouriyu Valbuena, Sprecher der ONIC, kritisierte in einem Interview den mangelnden politischen Willen der Regierung, "den Völkermord an Indigenen zu stoppen". Die Bergbaupolitik habe den Tod von mehr als 5.000 Kindern verursacht. Dazu komme die selektive Ermordung der politischen und geistlichen Führungspersönlichkeiten. 158 Indigene sind seit der Unterschrift des Friedensabkommens 2016 ermordet worden, davon 97 während der Präsidentschaft des amtierenden Präsidenten Iván Duque.

Neben den direkten Bedrohungen, Morden und Angriffen gegen Indigene führe auch die Verhinderung ihrer traditionellen Lebensweise zum Aussterben der Gemeinden. "Die jahrtausendealten Nomadenvölker des Pazifik, des Orinoko und der Karibik" könnten wegen der Besetzung durch Militär und Paramilitär auf ihren Gebieten nicht fischen und jagen und auch keine Lebensmittel in den Wäldern sammeln. Valbuena folgert: "Dies bedeutet die Zerstörung der nomadischen Wirtschaft und hat irreversible Folgen für die Kulturen: Das ist Völkermord."

Von Januar bis Mitte August 2019 wurden allein im kolumbianischen Verwaltungsbezirk Cauca 36 Indigene ermordet. Cauca und die Pazifikregion sind damit die am stärksten betroffenen Regionen.

Zuletzt wurde der Lehrer Orlando Gómez ermordet, Rektor einer abgelegenen Schule im Dorf Caldono.

Tags zuvor wurde aus einem Hinterhalt auf einen mit Indigenen vollbesetzten Bus geschossen. Es kam niemand dabei ums Leben.

Daraufhin hatte der Regionale Indigene Rat im Cauca (CRIC) seine große Besorgnis zum Ausdruck gebracht. Bewaffnete Gruppen hätten den Indigenen im Cauca "den Krieg erklärt". Es gab Pamphlete paramilitärischer Organisationen, die Lehrer, Erzieher und Sprecher indigener Organisationen zum militärischen Ziel erklären. In dem Gebiet konkurrieren kriminelle Strukturen um die Kontrolle illegaler Märkte und Transportwege für Kokain, Marihuana und illegal gewonnene Bodenschätze, vor allem Gold.