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Mexiko: Präsident kritisiert Corona-Hilfe von Drogenkartellen

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Das Golf-Kartell und mehrere weitere Kartelle verteilen in der Corona-Krise Hilfspakete und versuche damit von ihren kriminellen Aktivitäten abzulenken
Das Golf-Kartell und mehrere weitere Kartelle verteilen in der Corona-Krise Hilfspakete und versuche damit von ihren kriminellen Aktivitäten abzulenken

Mexiko-Stadt. Der mexikanische Präsident, Andrés Manuel López Obrador, verlangt von den Drogenkartellen, Hilfsleistungen in Zeiten der Corona-Pandemie zu unterlassen. Die Forderung bezieht sich auf Hilfspakete, die die organisierte Kriminalität in der aktuellen Corona-Krise an die Bevölkerung verteilt. Diese beinhalten sowohl Lebensmittel wie Reis, Nudeln und Öl als auch Hygieneartikel wie Toilettenpapier. Die Regierung selbst könne die weitere Auslieferung dieser Pakete nicht kontrollieren beziehungsweise unterbinden.

In den sozialen Medien tauchten in den letzten Wochen vermehrt Videos und Fotos auf, die festhalten, wie Mitglieder von kriminellen Netzwerken Pakete mit Lebensmitteln an die Bevölkerung ausgeben. Auf den Kartons sind zumeist Logos oder Schriftzüge der verschiedenen Kartelle zu finden, um somit die Herkunft der Hilfsgüter deutlich zu machen. Eine der Aufnahmen zeigt die Tochter des in den USA inhaftierten Kartellchefs Joaquín "El Chapo" Guzman Loera, wie sie in Guadalajara Lebensmittel verteilt. Die finanziellen Mittel für die Hilfspakete würden aus dem Gewinn der Verkäufe von Kleidung der Marke "el chapo 701" und somit aus legalen Geldquellen stammen.

Neben Jalisco sollen auch in den Bundesstaaten Tamaulipas, in Michoacán und seit Kurzem in der Stadt San Luis Potosí Lebensmittelpakete ausgegeben werden. Das Sinaloa-Kartell, das Kartell Jalisco Nueva Generación sowie das Golfkartell zählen aktuell laut Medienberichten zu den Gruppen, die in den entsprechenden Bundesländern derartige Corona-Hilfen erbringen.

Von verschiedenen Seiten wird ihnen jedoch nun vorgeworfen, sie würden die Krise zu ihren Zwecken nutzen und aus der aktuellen Notlage Profit ziehen wollen. Die Auslieferung von Lebensmitteln und die anschließende Veröffentlichung von dazugehörigen Aufnahmen in den sozialen Medien verfolge konkrete Ziele wie Machtdemonstration und Sympathiegewinn bei der lokalen Bevölkerung, wie der Sicherheitsexperte Eduardo Guerrero Gutiérrez, der Journalist und Experte für Drogenhandel José Reveles als auch ein Regierungsmitglied von Tamaulipas äußerten.

Die Hilfsbereitschaft der kriminellen Netzwerke steht deren sonstigem Agieren gegenüber: In Mexiko wird trotz Corona-Krise weiter gemordet, im März konnten 2.505 Morde im Land mit der organisierten Kriminalität in Verbindung gebracht werden.