Chile / Politik

Wahlen in Chile: Linkes Bündnis hofft auf Präsidentschaft

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Liegt in den Umfragen auf Platz eins: Daniel Jadue (Kommunistische Partei)
Liegt in den Umfragen auf Platz eins: Daniel Jadue (Kommunistische Partei)

Santiago. Zwei mögliche linke Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen im November haben bei der Wahlbehörde Servel ihre Kandidatur schriftlich bekundet: Daniel Jadue, von der Kommunistischen Partei (PC) und Bürgermeister von Recoleta, einem Stadtteil von Santiago, und Gabriel Boric, Abgeordneter der südlichen Region Magallanes vom Linksbündnis Frente Amplio (Breite Front, FA). Beide werden nun bei der Vorwahl der Koalition "Apruebo Dignidad" (Ich stimme für Würde) aus PC und FA am 15. Juli gegeneinander antreten. Umfragen sagen Jadue die besten Chancen auf den Wahlsieg voraus.

Eine mögliche dritte Anwärterin, Paula Narváez von der Sozialistischen Partei (PS), hatte ihre Kandidatur für die Vorwahl nicht bei der Wahlbehörde hinterlegt. Dementsprechend werden die Sozialisten nicht Teil von Apruebo Dignidad. Vorausgegangen war ein Streit um die Teilnahme der Demokratischen Partei (PPD) als weiteres Mitglied im Bündnis. Die Ablehnung der Aufnahme der PPD in das Bündnis von Seiten der PC und FA führte jedoch dazu, dass sich die Sozialisten zurückzogen. PC und FA begründeten ihren Widerstand gegen den vierten Bündnispartner mit den Korruptions- und Geldwäscheskandalen, die die PPD in den letzten Jahren geplagt hatten.

Das linke Wahlbündnis Apruebo Dignidad, dem Jadue und Boric angehören, hatte zusammen mit den unabhängigen Kandidaten bei den Wahlen zum Verfassungskonvent Mitte Mai einen historischen Sieg errungen und der Regierungskoalition und der moderaten Opposition eine herbe Niederlage zugefügt. Der Wahlsieg stand im Kontext der sozialen Proteste seit dem Oktober 2019.

Boric erklärte nach dem Einschreiben seiner Kandidatur vor Journalisten: "Die Sozialistische Partei braucht einen Linksruck, genauso muss auch das chilenische Volk die historische Situation nutzen, um sich linker Politik hinzuwenden."

Jadue kritisierte Präsident Sebastian Piñera heftig und setzt sich für die Freilassung der bei den Protesten Festgenommenen ein: "Man kann kein wirklich demokratisches Land aufbauen, wenn Menschen verfolgt werden und junge Menschen im Gefängnis sitzen, weil sie anders denken."

Der neuesten Umfrage zur Präsidentschaftswahl des Umfrageinstituts Cadem zufolge liegt Jadue mit 20 Prozent Zustimmung auf dem ersten Platz. Er erlangte durch seine Projekte für sozialen Wohnungsbau oder staatliche Apotheken landesweite Bekanntheit. Dicht gefolgt wird Jadue von Joaquín Lavín von der Pinochet-nahen Unabhängigen Demokratischen Union mit 16 Prozent und Yasna Provoste von den Christdemokraten, die auf 13 Prozent Unterstützung kommt.