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Erste öffentliche indigene Universität in Kolumbien erkämpft

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Ministerin María Víctoria Angulo informierte im Februar 2020 über die Übereinkunft zur Finanzierung der indigenen Universität
Ministerin María Víctoria Angulo informierte im Februar 2020 über die Übereinkunft zur Finanzierung der indigenen Universität

Popayán. Die Autonome Indigene und Interkulturelle Universität (UAIIN) bietet heute als öffentliches Bildungsinstitut attraktive Studiengänge an. Die UAIIN mit Sitz in Popayán, Departamento del Cauca, nimmt bei der Definiton ihres Studienprogramms die Bedürfnisse und die Wertvorstellungen der verschiedenen indigenen Gemeinschaften als Grundlage.

Die UAIIN wurde im Jahre 2018 von der nationalen Regierung anerkannt. Dieser Erfolg verdankt sich jahrelanger Aufbauarbeit des Regionalen Indigenenrats des Caucas (Consejo Regional Indígena del Cauca, CRIC).

Bei den Aufbauarbeiten der Universität wurden, zusammen mit den Dorfgemeinschaften, die konventionellen Angebote im Bereich der höheren Bildung analysiert. Dabei wurde klar, dass die heutigen Ausbildungsstätten die Anforderungen und die Erwartungen der indigenen Gemeinschaften nicht erfüllten, insbesondere würden die bestehenden Universitäten den Fokus auf individuelle Prozesse und auf den Arbeitsmarkt ausrichten. Dazu käme die bestehende Diskriminierung, diese würde die Anerkennung der eigenen Erkenntnistheorien der indigenen Völker verhindern. Aufgrund dieser Einwände wurde die Gründung einer eigenen Universität angestrebt, um die Erwartungen der Gemeinschaften zu erfüllen, die kulturelle Identität zu stärken und die Territorien zu schützen.

An der UAIIN können heute unter anderem folgenden Grundstudien absolviert werden: Gemeinschaftspädagogik, Administration und eigene Geschäftsführung, gemeinschaftliches Gutes Leben (Buen Vivir), Muttersprachen, eigenes interkulturelles Recht, Revitalisation der Mutter Erde, eigene interkulturelle Kommunikation sowie Pädagogik der Kunst der Vorfahren.

Aktuell zählt die Universität insgesamt 119 Studienabgänger:innen, die das Grundstudium bereits absolviert haben und 603 Studierende, die aktuell an der Universität eingeschrieben sind. Dazu kommen über 500 Personen, die in der Forschung tätig sind oder eine Abschlussarbeit machen.

Die Aufbauarbeit und die Anerkennung der UAIIN ist mit Sicherheit einer der Erfolge, welche der CRIC – seit seiner Gründung vor 50 Jahren im Jahre 1971 – erzielt hat. Bereits im Jahre 1978 hatte er ein zweisprachiges Bildungsprojekt ins Leben gerufen mit dem Ziel, zur Erhaltung der Sprache und Kultur beizutragen. Im Jahr 2002 wurde die Indigene Universität gegründet und deren Betrieb mit eigenen Mitteln und auch finanzieller und logistischer Unterstützung einer Universität aus Nicaragua finanziert. Erst im Jahre 2018 wurde die UAIIN von der Regierung anerkannt. Ernes Pete Vivas, Vertreter des CRIC und der UAIIN, sagte, dass dieser Regierungsentscheid das Resultat eines mehr als vier jahrzehntelangen Kampfes der Indigenen sei. Während dieses Kampfes hätten viele ihr Leben lassen müssen. Die erste öffentliche indigene Universität sei Realität geworden, nicht weil die Regierung dies so wollte, sondern weil sie dazu gezwungen wurde, so Vives.