São Paulo et al. Konservative Bewegungen, Oppositionsparteien und das Unternehmertum gehen gegen den ultrarechten brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro (parteilos) auf die Straße. Auf der Avenida Paulista São Paulo haben am Sonntag Tausende seine Absetzung gefordert.
Die Bühne ist die gleiche: Nur wenige Tage zuvor hatten am brasilianischen Nationalfeiertag, dem 7. September, die Anhänger Bolsonaros hier dem Präsidenten ihre Unterstützung signalisiert.
Zuletzt hatten die Bewegungen "Movimento Brasil Livre" (MBL) und die Initiative "Vem pra Rua" zu den Protest-Kundgebungen in vielen Städten des Landes aufgerufen.
Die Linksparteien PT (Partido dos Trabalhadores) und PSOL, Gewerkschaften und wichtige soziale Bewegungen haben sich an den Protesten vom Sonntag nicht beteiligt. Denn die Organisatoren und Geldgeber gehören zur konservativen Opposition. Sie gelten auch als Finanziers und Initiatoren der Kundgebungen, die vor Jahren zum Amtsenthebungsverfahren gegen die linke Präsidentin Dilma Rousseff (PT) geführt haben.
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Unter den Demonstranten waren Unternehmer, Banker und Industrielle. Die Oberschicht des Landes stört nicht nur, dass Bolsonaro eine Gefahr für die Demokratie darstellt. Die Unternehmer sagen, der Präsident sei "schlecht fürs Geschäft". Und so propagiert ein Teil der Protestler nun einen dritten Weg in der brasilianischen Politik. Die Suche nach einem alternativen Präsidentschaftskandidaten für die Wahl 2022 ist mit großen Transparenten wie "Weder Lula, noch Bolsonaro" eröffnet.
Zur plastischen Illustration ihres Anliegens hatte die Vem pra Rua-Initiative eine überlebensgroße Puppe des möglichen und aussichtsreichen Linkskandidaten Lula da Silva in Gefängniskleidung aufgeblasen, daneben wackelte die Figur Bolsonaros in Zwangsjacke.
Joao Doria (PSDB), konservativer Gouverneur von São Paulo, dem Ambitionen auf das Präsidentenamt nachgesagt werden, hielt bei den Protesten in der größten Stadt des Landes eine Rede.
Auch in den brasilianischen Metropolen Rio de Janeiro, Belo Horizonte, Porto Alegre und der Hauptstadt Brasília wurden Anti-Bolsonaro-Kundgebungen der konservativen Opposition registriert.