Kolumbien / Politik

In Kolumbien formiert sich ein neues Bündnis der Mitte für die Wahlen 2022

Sechs Kandidaten wollen Präsidentschaftsanwärter für neue Koalition werden. Mögliche Konkurrenz für Mitte-links-Bündnis um Gustavo Petro

esperanza.jpeg

Kandidaten des neu formierten Bündnisses "Koalition der Hoffnung" (Coalición Centro Esperanza) für die Wahlen 2022 in Kolumbien
Kandidaten des neu formierten Bündnisses "Koalition der Hoffnung" (Coalición Centro Esperanza) für die Wahlen 2022 in Kolumbien

Bogotá. Mehrere Parteien der politischen Mitte haben angekündigt, ihre Kräfte in einer "Koalition der Hoffnung" (Coalición Centro Esperanza) für die Präsidentschaftswahlen 2022 zu bündeln. Im Zuge der Vorstellung legten sie eine Liste von sechs möglichen Präsidentschaftskandidaten vor. Am 12. März kommenden Jahres soll einer dieser Kandidaten gewählt werden, der dann im Wahlkampf vom gesamten Bündnis unterstützt wird.

Dieser Zusammenschluss stellt eine weitere strategische Allianz im kommenden Wahlkampf dar, nachdem sich vor Monaten bereits der "Historische Pakt" (Pacto Histórico) um den früheren Präsidentschaftskandidaten Gustavo Petro formiert hatte.

In der "Koalition der Hoffnung" befinden sich neben dem wohl bekanntesten Präsidentschaftsbewerber Sergio Fajardo auch Juan Fernando Cristo, Jorge Enrique Robledo, Carlos Amaya, Juan Manuel Galán und Alejandro Gaviria. Die beiden letztgenannten gelten neben Fajardo als aussichtsreichste Kandidaten des Bündnisses für die Präsidentschaftswahlen. Fajardo ist jedoch als damaliger verantwortlicher Gouverneur von Antioquia wegen negativer Umweltauswirkungen beim Wasserkraftprojekt Hidroituango in der Öffentlichkeit stark in die Kritik geraten. Gegen ihn wurde zuletzt ein Disziplinarverfahren eröffnet. Er kam bei den letzten Wahlen 2018 auf den dritten Platz hinter Iván Duque und Gustavo Petro.

Teile des neuen Bündnisses verstehen sich als "grün-ökologisch", wobei die linksgerichtete grüne Basis eher dem "Historischen Pakt" um Petro zuzuordnen ist.

Laut Ingrid Betancourt, ebenfalls ehemalige Präsidentschaftskandidatin, die neben Humberto de la Calle den Prozess für die "Koalition der Hoffnung" koordiniert, werden die anderen Kandidaten den dann gewählten geschlossen unterstützen. Sie erklärte dazu: "Das Zentrum ist geeint. Wir haben eine Vereinbarung. Diese Vereinbarung wird dazu führen, dass wir am 13. März 2022 in einer Volksbefragung auf demokratische Weise den Präsidentschaftskandidaten wählen, den alle anderen Kandidaten dieser Koalition unterstützen werden."

Die Zusammenarbeit der Parteien soll anhand von zehn Prinzipien erfolgen. Unter anderem verpflichteten sich die Beteiligten dem Kampf gegen die Korruption, dem Engagement für die Umsetzung des Friedensabkommens und für die Gleichstellung der Geschlechter.

Nach der Bekanntgabe der Kandidatenliste sagte Betancourt: "In unserer Mitte befindet sich der zukünftige Präsident Kolumbiens und es ist der Anfang einer Generation von Führungspersönlichkeiten, die die Geschichte des Landes verändern werden. Wir holen Kolumbien aus dem Drama von Korruption, Gewalt und Armut heraus, unter dem die Mehrheit der Kolumbianer leidet."

Die wahlstrategischen Hintergründe des Zusammenschlusses verdeutlichten die Kommentare einzelner Kandidaten im Anschluss an die Bekanntmachung. Der mögliche Kandidat Galán betonte, dass 70 Prozent der Kolumbianer sich nicht mit den Extremen, sondern vielmehr mit der "Mitte" identifizieren würden. Im Jahr 2018 habe "das Zentrum" den Fehler gemacht, die Wahl "den Extremen" zu überlassen. Das werde dieses Mal nicht passieren, so Galán. Ähnlich äußerte sich Fajardo via Twitter: "Hier gibt es keinen Messias. Wir werden auf koordinierte Weise vorgehen, um die Extreme zu besiegen."

Die Äußerungen zielen insbesondere auf den "Historischen Pakt" ab, der seit Februar dieses Jahres vom linken Präsidentschaftskandidaten Gustavo Petro angeführt wird. Dieser Pakt,  der als sozialer Vertrag für ein neues, besseres Kolumbien verstanden wird, war zwischen Mitte-links und tendenziell linken Parteien geschlossen worden.

Petro war bei den Präsidentschaftswahlen 2018 der Favorit der Linken. Jedoch verlor er die Stichwahl knapp gegen den jetzigen Präsidenten Iván Duque. Die Anspielung auf die Unbeliebtheit der Extreme gilt als ein Hinweis darauf, dass das neue Bündnis der Mitte sich von der Politik Petros, die manchen als zu extrem gilt, abwendet, um die Chancen auf einen eigenen Wahlerfolg zu erhöhen.

In diesem Sinne stellt die neu ins Leben gerufene "Coalición Centro Esperanza" einen Gegenpol und eine Konkurrrenz zu Petros "Pacto Histórico" dar.